Unternehmer und Profit

Weniger gebildete oder kollektivistisch und rein ideologisch motivierte Linke verdammen heutzutage zu jeder Gelegenheit gerne die Unternehmer. Reines Profitstreben, Gier, Lohndumping und Ausbeutung stünden an der Tagesordnung und seien der wichtigste Antrieb und die Zielsetzung der Unternehmer. Nichts könnte falscher sein als diese Unterstellung.

Der österreichische Ökonom und Philosoph Rahim Taghizadegan schreibt in seinem neuesten Buch „Helden, Schurken, Visionäre: Entrepreneure waren gestern – jetzt kommen die Contrepreneure“ über die Sichtweise von Friedrich August von Hayek, der Unternehmertum in Zeiten der Wissensgesellschaft wie folgt beschrieb:

„Hayeks Perspektive lässt die Wirtschaft als ein Puzzle erscheinen, als ein Netz unzähliger Denksportaufgaben, bei denen Unternehmer miteinander im Wettbewerb stehen. Das wirtschaftlich relevante Wissen besteht stets aus unterschiedlichen, verstreuten und versteckten Wissensstücken, deren korrekte Zusammensetzung niemanden bekannt ist. An unterschiedlichen Teilen des Puzzles experimentieren Unternehmer mit Wissensstücken. Sobald ihnen eine passende Zusammensetzung gelingt, verändert sich das Puzzle. Erfolgreiche Unternehmer scheinen oft durch einen gewissen Sportsgeist motiviert zu sein – einen Denksportsgeist. Das Erkennen unternehmerischer Chancen, also von im Moment passenden Puzzlestücken, ist für solche Unternehmer ein Selbstzweck. Es ist ein großes Missverständnis, dass es im Wesentlichen die Profite sind, die Unternehmer motivieren. Die Profite sind nur insofern Motivation und Anreiz als sie die am einfachsten erkennbare Ziellinie darstellen, das Lösungswort im unternehmerischen Kreuzworträtsel, an dem man erkennt, ob man das Rätsel richtig gelöst hat.“

Peter F. Drucker, der in Wien als Sohn einer großbürgerlichen jüdischen Familie aufgewachsene Pionier der Managementlehre, bestätigte diese Bedeutung des Profits wie folgt:

„Profitabilität ist nicht der Zweck von Unternehmen und der Unternehmertätigkeit, sondern deren limitierender Faktor. Profit ist nicht die Erklärung, Ursache oder das Motiv unternehmerischen Verhaltens und unternehmerischer Entscheidungen, sondern die Überprüfung ihrer Korrektheit.“

Diese kausale Gedankenkette ist absolut richtig und vermutlich kann jeder Unternehmer aus eigener Erfahrung diese Aussagen bestätigen. In der heutigen Wissensgesellschaft ist eine für einzelne Menschen unmöglich zu bewältigende Fülle an Wissen vorhanden. Der stetige Versuch einige Wissenstücke zu neuen Produkten oder Leistungen zusammenzufügen, bringt durch diese Innovation die Gesellschaft und auch deren Wohlstand ein Stück weiter. In diesem Sinn üben Unternehmer auf einem freien Markt, auf dem zusätzlich der Preis vereinbart wird, eine sehr wichtige Funktion für die Gesellschaft aus.

Scheitert der Unternehmer und fügt er die falschen Wissensstücke zusammen, erleidet er Verluste. Hat er die richtigen Wissensstücke zusammengefügt, erntet er den Profit. Staatlich regulieren oder gar erzwingen wird sich diese Dynamik des unternehmerischen Puzzlespiels niemals lassen. Diese Versuche sind in der Geschichte der Menschheit bislang allesamt gescheitert.

Wir sollten uns daher darauf konzentrieren, die bestmöglichen Rahmenbedingungen – nicht nur für die hippen Start-Ups in Österreich -, sondern für alle Unternehmer in Österreich zu schaffen.