Mehr Flexibilität für Eltern und Arbeitgeber

Nicht der Staat oder die Gewerkschaft sollen bestimmen wann und wie wir arbeiten, sondern die Arbeitnehmer in enger Absprache mit den Arbeitgebern – eine Arbeitszeitflexibilisierung wäre eine „Win-Win“-Situation für Familien und Wirtschaft.

VON DR. SOPHIE KARMASIN, BUNDESMINISTERIN FÜR FAMILIEN UND JUGEND

 ©ChristianJungwirth.com

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Vorweg gleich gesagt: es geht nicht darum mehr zu arbeiten, sondern flexibler zu arbeiten! Die Jahreshöchstarbeitszeit soll gleich bleiben, es geht aber um eine flexiblere Anwendung der Arbeitszeit. Ich möchte den jungen Müttern und Vätern mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit geben – etwa ermöglichen, dass man seine Wochenarbeitszeit in 3 ½ Tagen erledigen kann, und dafür ein verlängertes Wochenende mit der Familie hat. Aktuelle Studien zeigen, dass das durchaus im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist. Die Arbeitswelt hat sich verändert, nicht erst seit der Digitalisierung. Nur: das bestehende Arbeitszeitgesetz ist in seinen Grundzügen noch aus den 1960er Jahren.

WIR SPRECHEN HEUTE VON INDUSTRIE 4.0 UND INTELLIGENTEN WERTSCHÖPFUNGSKETTEN, NUR DAS ARBEITSRECHT IST NOCH AUS DER MITTE DES LETZTEN JAHRHUNDERTS.

Wir sprechen heute von Industrie 4.0 und intelligenten Wertschöpfungsketten, nur das Arbeitsrecht ist noch aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Ich wäre auch dafür, die Entscheidung für die konkrete Arbeitszeit auf Betriebsebene zu verlagern und Arbeitgeber und Betriebsrat ein Modell – maßgeschneidert für ihr Unternehmen – ausarbeiten zu lassen. Solche Entscheidungen müssen nicht immer zentralistisch von Gewerkschaft und Arbeitgeberverbänden in Wien gefällt werden. Neben der Flexibilisierung brauchen wir in Zukunft auch mehr Möglichkeiten für Home Office Lösungen. Warum machen wir es nicht leichter möglich, dass junge Eltern früher aus dem Büro gehen und dafür am Abend, wenn das Kind schläft, nochmal eine Stunde von zu Hause aus zu arbeiten.

Die Unternehmen in Österreich wären auf jeden Fall so weit Maßnahmen zu setzen um familienfreundliche Arbeitgeber zu sein – wir müssen ihnen nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen ermöglichen. In unserem Netzwerk familienfreundlicher Unternehmen (www.unternehmen-fuer-familien.at), das ich letztes Jahr gründen konnte, finden sich bereits mehr als 300 Unternehmen mit rund 400.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mit verschiedenen „Best-Practice-Modellen“ Vorbilder in Sachen familienfreundliche Arbeitgeber sind.