Die Französische Revolution und alles, was danach kam …

Bei einer Rede vor eigenen Genossen in Hohenems war Bundeskanzler Christian Kern offensichtlich launig gestimmt und nutzte die Gunst dieser Stunde zu mehreren Scherzen und Seitenhieben. Die Gratiszeitung Heute hat darüber mit einem Video von dieser SPÖ-Parteiveranstaltung berichtet und auch andere Zeitungen haben in den folgenden Tagen Artikel dazu veröffentlicht.

EIN SEITENHIEB VON KERN

Wenn wir die Nebensächlichkeit, ob ein Minister während einer Sitzung per SMS eine andere Meinung oder gar eine Entscheidung einholt, als eher unwichtig vernachlässigen, dann ist der zweite Seitenhieb von Kern zur Ganztagsschule umso interessanter.

Laut Kern soll der Minister dann geantwortet haben:

Na, das ist leider ein großes Problem, weil wir die sogenannte Wahlfreiheit brauchen. Es gibt ja viele Familien, die wollen ihre Kinder am Nachmittag zu Hause haben und für die Frauen ist das ja gar nicht so gut, wenn sie so viel arbeiten müssen.

Worauf Kern dann mit den Worten nachlegt:

Ehrlich gesagt, das ist ja nicht von vorgestern, das ist ja 18. Jahrhundert. Die haben die Aufklärung, die Französische Revolution und alles, was danach gekommen ist, verschlafen.

KERN IRRT GEWALTIG UND DER MINISTER HAT RECHT

Ich habe selbst vier Kinder und habe in den letzten Jahrzehnten unzählige Betreuungseinrichtungen (Kindergarten, Schule und Hort) aus unmittelbarer Nähe kennengelernt. Wir sind mittlerweile froh und streben es auch weiterhin an, die Kinder möglichst nicht am Nachmittag in diese Betreuungseinrichtungen stecken zu müssen. Wenn es beruflich bedingt doch nicht anders möglich ist, dann versuchen wir, sie möglichst früh am Nachmittag daraus zu befreien.

Vielleicht ist es ein Wiener Phänomen, aber sehr oft beaufsichtigen tätowierte oder mit Undercut halbseitig rasierte und auf der anderen Schädelhälfte mit lila gefärbten langen Haaren versehene Pädagoginnen die Kinder. Unterstützt werden diese Betreuerinnen von Helferinnen, die mitunter der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig sind und den Kindern Anweisungen beim Mittagessen erteilen wie beispielsweise: „… Du mir geben Teller.“

VON PÄDAGOGISCHER QUALITÄT ODER GÜTE ODER GAR EINEM TOLLEN KONZEPT IST WENIG ZU MERKEN.

Man gewinnt dort oft den Eindruck, dass es sich um reine Kinder-Aufbewahrungsstätten handelt und der Hauptzweck ist, dass der Tag vergeht, ohne dass sich die Kinder gegenseitig die Schädel einschlagen. Von pädagogischer Qualität oder Güte oder gar einem tollen Konzept ist wenig zu merken. Die Fluktuation beim Personal ist hoch, jedes Jahr wechseln die Betreuer.

Wenn das die von Kern gepriesenen Werte der Aufklärung oder der französischen Revolution sind, dann verzichte ich gerne darauf und lerne die Wahlfreiheit ob einer Halb- oder einer Ganztagesbetreuung sehr zu schätzen.