Wohltätigkeit ist kein Wirtschaftsmodell

Einen neuen „Sozialpakt für das 21. Jahrhundert“ hat der Papst  bei einem „Global Forum“ der Zeitschriften „Fortune“ und „Time“ in Rom  gefordert - wieder einmal, muss man sagen. Man kennt das schon aus seinen Lehrschreiben Evangelii gaudium und Laudato si. Die Welt brauche dringend „inklusivere und gerechtere Wirtschaftsmodelle“, sagte Franziskus. Die Stärkung solider Wirtschaftsmodelle hänge „von unserer persönlichen Bekehrung und Großzügigkeit gegenüber den Bedürftigen ab.“

Das mögen löbliche Haltungen namentlich für Christen sein, von Großzügigkeit gegenüber Bedürftigen ist aber noch niemand wohlhabender gewordener, Wohltätigkeit ist kein Wirtschaftsmodell.

Von Großzügigkeit gegenüber Bedürftigen ist aber noch niemand wohlhabender geworden.

„Wenn wir den Schrei so vieler Brüder und Schwestern in jedem Teil der Welt (ein Bild, das Franz gern verwendet) überhören, dann verschließen wir uns auch ihrer Weisheit und hindern sie daran, die Welt mit ihren Talenten, ihren Traditionen und Kulturen zu bereichern. So ein Verhalten verschlimmert das Leiden der Armen und Ausgegrenzten, und es macht uns auch selbst ärmer, nicht nur materiell.“  Man fragt sich, was die Manager mit solchen Weisheiten anfangen, wenn sie wieder zuhause sind und ihre Firmen nach den Ratschlägen des Papstes  führen möchten.

Neue Steuern für die „Reichen“

Franz gehört zu jenen Populisten, die seit einigen Jahren die westliche Welt heimsuchen, wobei zwischen linken, rechten und katholischen in der Struktur ihres Denkens und Redens wenig Unterschied ist. Inhaltlich sind einander die Trumps, Haiders, Le Pens,  Tsipras, Petrys, Iglesias, Wilders und Konsorten vor allem in ökonomischen und sozialen Fragen sehr nahe: Neue Steuern für die „Reichen“ (die dann bekanntlich immer den Mittelstand treffen),  Staatsinterventionismus, Umverteilung und Protektionismus. Ideen für neue Produktivität findet man keine darunter.

Der moderne Populist

Den modernen Populisten kennzeichnet eine Missachtung des Rechtlichen und der Gesetze im Namen einer von ihm definierten Gerechtigkeit.  An die Stelle des Rechts setzt er den Voluntarismus des Führers und seiner Unmittelbarkeit zum „Volk“. Ein solcher Typ ist uns gerade in Kuba in die Ewigkeit vorangegangen.

Der Populist macht sich erbötig, den „kleinen Leuten“ oder den „Armen“ das zurückzugeben, was ihnen von irgendjemandem weggenommen worden ist. Beim linken Populisten sind das die „Reichen“, beim rechten  die durch die Globalisierung als angebliche Konkurrenten um Arbeit nahegerückten Klassengenossen des Arbeiters im Ausland. Trump braucht für diese Rolle vor allem die Mexikaner aber auch Chinesen.

Die Antwort auf Kritik

Auf Kritik antworten die Populisten nicht in der Sache, sondern persönlich. Typisch dafür ist die schnoddrige Reaktion des Papstes auf das Schreiben der  vier Kardinäle zu Amoris laetitia, dem Lehrschreiben über Ehe und Familie, das auf einem sehr hohen argumentativen Niveau steht, dem er nicht folgen kann oder will. Stattdessen lässt er einen Unterläufel los, der gleich mit den entsprechenden Drohungen bei der Hand ist.

Beim Papst fällt auf, dass er in Fragen der Ökonomie und des Umweltschutzes eine ideologische Bestimmtheit an den Tag legt, die er auf seinem eigentlichen Feld, der Glaubenslehre und Moral vermissen lässt. Er hebelt das kirchliche Lehramt durch die permanente  Barmherzigkeit aus. Zwangsläufig wird dann er selbst die zentrale Bezugsinstanz. Aus Lateinamerika kennt er nichts anderes.