Suderei oder Ignoranz

Der österreichische Gewerkschaftsfunktionär Roman Hebenstreit meinte dieser Tage, dass er die Suderei der Hotelindustrie bezüglich der zu hohen Lohnnebenkosten in Österreich nicht mehr hören könne.

Das ist eine abenteuerliche Position, die Herr Hebenstreit hier eigentlich gegen die Interessen der Arbeiternehmer vertritt. Die Lohnnebenkosten in Österreich sind nicht nur in der Hotelindustrie, sondern in allen Branchen eindeutig zu hoch.

Bei einem Bruttogehalt von beispielsweise 2.600 Euro pro Monat erhält der Mitarbeiter netto einen Betrag von 1.719,77 Euro überwiesen. Für den selben Mitarbeiter kassieren das Finanzamt, die Gebietskrankenkasse und die Kommunen zusätzliche 1.698,39 Euro als Lohnnebenkosten. Für den Unternehmer ergibt das in Summe 3.418,16 Euro an Gehaltskosten, die er erst zu erwirtschaften hat.

Der Staat und die verschiedenen Institutionen kassieren also annähernd so viel (1.698,39 Euro), wie der Mitarbeiter netto ausbezahlt erhält (1.719,77 Euro). Dieser direkte Vergleich macht sicher, es ist vollkommen absurd und überzogen.

Hinzu kommt die berühmte kalte Progression, mit der der Staat den Beschäftigten seit Jahren heimlich mehrere Milliarden aus der Tasche zieht. Durch die jährliche Gehaltserhöhung und Inflationsanpassung der Gehälter erhöht sich die Belastung der Angestellten durch das automatische Vorrücken in höhere Steuerklassen wie von Geisterhand.

Eigentlich müsste Herr Hebenstreit an vorderster Front gegen die kalte Progression und für die Reduzierung der Lohnnebenkosten zur Steigerung der Nettogehälter für die Mitarbeiter kämpfen. Überraschenderweise ist das Gegenteil der Fall. In einer Allianz aller linken Kräfte des Landes wird die Abschaffung der kalten Progression verhindert. Absurderweise ist es der Finanzminister des Landes, der sich eigentlich über Einnahmen freuen müsste, der sich eine Abschaffung dieser kalten Progression vorstellen kann.

Unser Problem ist nicht die Suderei der Wirtschaft. Unser Problem ist die Ignoranz von Gewerkschaftsvertretern, die nicht für die Interessen ihrer Klientel eintreten.