Und wer baut den Roboter?

Am vergangenen Samstag hat eine markante Persönlichkeit des österreichischen Journalismus Abschied von der Öffentlichkeit genommen. Hans Werner Scheidl, der unter dem Kürzel hws  jahrelang sein „pizzicato“ schrieb, eine feinsinnige und witzige Glosse, die zu einer Art Markenzeichen für ihn wurde. Scheidl ist nicht nur eine elegante Erscheinung - worauf er Wert legt - sondern auch ein nobler Schreiber: Bestimmt und urteilsstark, aber nie grob oder gar verletzend. Ein politisch durchaus rechts von der Mitte angesiedelter „Bürgerlicher“.

Nach seiner Pensionierung schrieb Scheidl für die – „seine“ – Presse regelmäßig große Beiträge über die österreichische „Welt von gestern“. Er konnte dabei aus einem reichen Wissen schöpfen und aus unzähligen Begegnungen mit Politikern und der  Bekanntschaft mit Personen des öffentlichen Leben über Jahrzehnte hinweg. In seinem letzten Beitrag  beschreibt Scheidl den Abschied der Medienwelt von einem ganzen Zeitalter, den er selbst miterlebt hat: Den Übergang vom Bleisatz zum modernen Fotosatz und zur Elektronik in der Zeitungsherstellung.

Es war eine der großen technischen Revolutionen des 20. Jahrhunderts. Ziemlich genau hundert Jahre lang hatte die 1886  von einem Deutschen erfundene Linotype-Maschine den Druck von Zeitungen beherrscht. In nur wenigen Monaten vollzog sich ein dramatischer  Wandel der Arbeitswelt in den Druckhäusern. Aus den lauten Maschinenräumen wurden sterile Büros.

Alte Berufe verschwanden auf Grund neuer Technologien

Mit einem Schlag verschwanden ganze Berufe mit ihren stolzen Traditionen:  Der Setzer an der Maschine, der den giftigen Bleidämpfen ausgesetzt war und deshalb ständig Milch trinken sollte (wenn er es tat). Der Metteur, der die  spiegelverkehrt  gestanzten Zeilen zu Artikeln „in die Seiten hob“, wie man sagte. Der „Faktor“, oder „Oberfaktor“, der die ganze „Offizin“ leitete. Sie alle waren hervorragend bezahlt, durchwegs besser als die meisten Journalisten, mit denen sie am Abend beim „Umbruch“ zu tun hatten. Im Übrigen herrschte zwischen Redakteuren und Metteuren großer gegenseitiger Respekt.

Warum erzähle ich das hier? Erstens natürlich aus Nostalgie, obwohl ich selbstverständlich auch nicht mehr so arbeiten möchte wie vor dreißig Jahren – schon deshalb, damit ich als schlechter Maschinschreiber nicht auf einer Adler ohne Korrekturfunktion herumtippen müsste. Zweitens aber, weil  nach der jetzt wieder gern bemühten Katastrophenökonomie heute jene Leute im Elend vegetieren müssten, die damals arbeitslos geworden sind. Das war natürlich nicht der Fall.

Oberfaktore wurden Chefs, Setzer zu Software-Programmierern und jüngere Metteure schafften es in die Redaktionen!

Tatsächlich hat die neue Technik viele Arbeiten verschwinden, sie hat aber zugleich auch viele neue entstehen lassen. Die alten Oberfaktore wurden die Chefs des Umstellungsprozesses, die Setzer wurden  umgeschult zu software-Programmierern, von den jüngeren Metteuren schafften es etliche in die  Redaktionen, wo sie zu gesuchten Layoutern wurden. Arbeitslos wurde niemand und die Styria Medien AG hat heute mehr Beschäftigte denn je. Und wo, so muss man fragen, sind die Arbeitslosenheere, die durch  frühere Technologieschübe, etwa durch die Automatisierung im Automobilbau freigesetzt wurden?

Womit wir bei der Digitalisierung sind. Jetzt wird uns angesichts eines technischen Wandels wieder einmal die Apokalypse vorhergesagt. Maschinen würden nicht nur noch mehr Arbeiten  von Menschen übernehmen, sondern die Arbeit werde überhaupt abgeschafft. Schon bald werde jeder zweite jetzige Job  von Computern übernommen werden. Die 30-Stunden-Woche werde unvermeidlich, Produkte, die von Menschen hergestellt werden, würden sogar das Gütesiegel „made by humans“ bekommen. Letzteres  ist ein besonderer Unsinn, denn auf einem Auto würde das nicht stehen, dafür aber auf einer Packung Spargel oder Erdäpfeln aus dem Marchfeld. Wem wäre damit geholfen? Und was wäre der Vorzug eines menschengemachten Produkts gegenüber einem vom Roboter? Jeder weiß, dass im Auto und im Roboter die Intelligenz von Menschen steckt, es letztlich also auch vom Menschen stammt.

Aus bisher marktradikalen Kommentatoren werden plötzlich ebenso radikale Umverteilungstheoretiker. Verteilt müsse vor  allem die knapp gewordene Arbeit, schreiben sie. Hatten sie bisher die Leute, die von einem „neuen Wirtschaftsmodell“ jenseits des Kapitalismus träumen, als linke Spinner abgetan, gebärden sie sich jetzt selbst als Utopisten und werden etwa Fürsprecher des arbeitslosen Grundeinkommens.

700 neue Stellen anstatt Stellenabbau

Aber kommen wir auf den Boden der heutigen Wirklichkeit zurück: Bei Magna-Steyr  in Thondorf sind gerade 700 Stellen ausgeschrieben worden, weil zwei Großaufträge für den Bau des  BMW 5er und von Jaguar Land Rover eingegangen sind, obwohl dort wie in jeder anderen Autofabrik der Welt auch die eigentlichen Produkte, die schönen Autos, von Robotern hergestellt werden. Nach der  Theorie der Digitalisierungs-Apokalyptiker müssten eigentlich 700 Jobs abgebaut werden.

Helmut Leopold vom Austrian Institute of Technology AIT, sieht das nüchtern und ohne futuristisches Schreckensszenario. Im „Standard“ sagte er: „Die Qualität und Art der Arbeit wird sich ändern. Einfache Tätigkeiten wie tausendmal dasselbe Loch bohren zu bohren, werden jetzt schon unabhängig von neuen Technologien in Länder ausgelagert, wo Menschen für sehr wenig Geld das machen. Anderseits steigt der Bedarf an gut ausgebildeten Mitarbeitern (siehe Magna-Steyr, möchte man anmerken).  Die Roboter müssen auch gebaut, die Software muss auch geschrieben werden. Das entspricht auch mehr dem, was uns eigen ist, nämlich kreativ zu sein.“

 

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