Eigentlich schade um Cameron…

Zwei interessante Tage in London offenbarten einige Hintergründe für den Brexit: Taxler, Kellner und kleinere Unternehmer haben sich in der Regel wenig bis gar nicht mit dem Thema Economy und EU auseinandergesetzt. Denen steht es einfach bis oben an, dass Menschen aus ärmeren Ländern zuwandern und sich dann im britischen Sozialsystem aushalten lassen. Die EU wurde für sie zum Synonym der starken und unerwünschten Einwanderung viel zu vieler Ausländer. Dazu noch die neue Sorge, dass durch den Flüchtlingsdeal bald ein guter Teil der 70 Millionen Türken nach GB kommen würde…

KALTE SCHAUER ÜBER DEN RÜCKEN DER THINK TANKS

Die Intellektuellen, die man unter anderem in den sogenannten Think Tanks antrifft, sind klare EU Freunde. Vermutlich laufen ihnen immer noch kalte Schauer über den Rücken, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung für den Austritt ausgesprochen hat.

Ich habe Verständnis für beide Seiten. Das gemeinsame Europa als Friedensprojekt ist von unbezahlbarem Wert, das muss uns immer bewusst sein. Aber die EU ist in vielerlei Hinsicht zu einem weltfremden Bürokratiemonster geworden, das sich in Dinge einmischt, die dem größten europäischen Friedensprojekt eigentlich nicht würdig sind. Es ist jetzt höchst an der Zeit zu hinterfragen, ob diese Entwicklung damit zusammenhängt, dass viele Länder – nicht alle ! – ihre abgehalfterten Politiker in die EU ins Ausgedinge schicken, anstatt, dass sie die allerbesten Köpfe für die wichtigen EU Positionen vorsehen, oder, ob das einfach mit den undemokratischen Strukturen der EU zu tun hat, die sich nun irgendwie verselbständigt und leider vor allem von den Interessen und Herzen der Menschen abgekoppelt hat. Bekanntlich schafft Verwaltung ja immer mehr Verwaltung.

COMMON SENSE IST ES, WAS UNS NUN IN DER DEBATTE UND DANN VOR ALLEM IN DEN AUSWIRKUNGEN FEHLEN WIRD.

Ich hätte mir jedenfalls aus österreichischer Sicht gewünscht, dass die Briten dabei bleiben, einfach als (zu Recht) unangenehmer Stachel in dem überbürokratisierten gemeinsamen Europa, das immer sozialistischer wird, wo mehr und mehr Schuldnerländer das Sagen haben und die Marktwirtschaft systematisch zurückgedrängt wird. Common Sense ist es, was uns nun in der Debatte und dann vor allem in den Auswirkungen fehlen wird.

Um David Cameron finde ich es besonders schade. Natürlich hat er seinen vergangenen Wahlerfolg in einem hohen Masse seinem Versprechen zu verdanken, über die EU Mitgliedschaft Großbritanniens abstimmen zu lassen. Natürlich war das Kalkül. Aber immerhin, er hatte den Mut, das durchzuziehen. Die wahre Tragödie ist nun nicht, dass das britische Volk mehrheitlich gegen die Mitgliedschaft gestimmt hat, sondern sie liegt darin, dass die Reaktion vieler anderer europäischer Politiker lautet: Wir werden unseren Bürgern so eine Abstimmung nicht antun.

WARUM NICHT?

Der Souverän sollte doch das Volk sein und wenn Politiker beginnen, sich vor der Meinung des Volkes zu fürchten, sind sie fehl am Platz. In Schockstarre vor den eigenen Fehlkonstruktionen zu verharren, hilft niemandem weiter. Jetzt ist es Zeit zu handeln!