Interview mit Carina Harbisch

Kathrin Nachbaur traf in Graz Carina Harbisch zum Interview. Die erfolgreiche Unternehmerin machte sich im Jahr 2011 selbstständig und bietet seitdem Imageberatungen an. Im Jahr 2013 gründete sie die LYS LIVE YOUR STYLE HANDELS GmbH mit ihrem Fashion Store für exklusive Damen- und Herrenmode in der Stubenberggasse in Graz. Derzeit beschäftigt sie einen Mitarbeiter Vollzeit, der die Geschäftsführung übernimmt, zwei Lehrlinge, zwei Mitarbeiter zu je 30 Stunden und einen Mitarbeiter geringfügig. Mit Kathrin Nachbaur sprach Carina Harbisch unter anderem über den Sozialstaat, die Arbeitszeitflexibilisierung und flexiblere Öffnungszeiten.

Kathrin Nachbaur: Sie sind als Unternehmerin erfolgreich. Oft hört man das Klima in Österreich sei Unternehmer- und Leistungsfeindlich. Stimmt das? Was braucht die österreichische Wirtschaft um wieder wachsen zu können? Und was sind Ihre Wünsche an die Politik?

„Leistung muss sich auszahlen.“

Carina Harbisch: Grundsätzlich ist das Klima in Österreich nicht leistungsfeindlich, wer was leisten und erreichen möchte, findet in Österreich ein gutes Umfeld. Andererseits wird es unwilligen Menschen zu leicht gemacht, nichts zu leisten. Leistung muss sich eben auszahlen.

Kathrin Nacbaur: Bekommen Sie genug arbeitswillige Leute? Österreich hat einen großzügigen Sozialstaat, ist der Anreiz groß genug hier arbeiten zu gehen?

Carina Harbisch: Arbeitswillig ist zu wenig – Arbeit am und mit dem Kunden setzt Freude an der Arbeit voraus – diese Einstellung ist leider schwierig zu finden. Aber auch hier gilt: wer nicht arbeiten möchte, kommt auch über die Runden. Manche Arbeitslose kommen nur um sich einen Stempel abzuholen und andere sagen, dass ihnen der Verdienst – obwohl ich über dem Kollektivvertrag zahle – zu niedrig sei, da zahle es sich nicht aus so viele Stunden zu arbeiten.

Kathrin Nachbaur: Wie stehen Sie zu einer Reform der Gewerbeordnung?

„Die Kundenfrequenz sollte die Öffnungszeiten bestimmen.“

Carina Harbisch: Die Öffnungszeiten im Handel zu reglementieren macht aus meiner Sicht keinen Sinn, die Kundenfrequenz sollte die Öffnungszeiten bestimmen. Ich kann einen Kunden nicht aus dem Geschäft jagen, wenn die geregelte Öffnungszeit es verlangt.

Kathrin Nachbaur: Die Steuerlast in Österreich ist enorm. Der Finanzminister hat nun eine Senkung der KöSt vorgeschlagen. Welche Maßnahmen sollte man sonst noch ergreifen um die Steuer- und Abgabenlast in Österreich zu senken?

Carina Harbisch: Generell muss über eine Entlastung nachgedacht werden – eine Senkung der KöSt ist ein richtiger Schritt. Generell müssen kleine Gewerbe- und Handelsbetriebe entlastet werden.

Kathrin Nachbaur: Macht sich die Senkung der Lohnnebenkosten bei Ihnen schon bemerkbar? Besteht hier noch weiterer Handlungsbedarf?

Carina Harbisch: Nach wie vor sind die Lohnnebenkosten ein wesentlicher Kostenfaktor. Der Unterschied was ein Mitarbeiter dem Unternehmen kostet und was er de facto netto rausbekommt, ist einfach zu groß. Das schwächt einerseits die Kaufkraft der Mitarbeiter und andererseits den Arbeitsstandort Österreich.

Kathrin Nachbaur: Wo kann und muss in Österreich Bürokratie abgebaut werden?

„Der Staat sollte wie ein Unternehmen geführt werden.“

Carina Harbisch: Verwaltung erfordert ein gewisses Maß an Bürokratie – klar. Der Staat sollte aber wie ein Unternehmen geführt werden und muss eben auch ständig an der Verbesserung seiner Prozesse arbeiten. Nur so können Kosten gespart und damit letztendlich auch Steuern reduziert werden.

Kathrin Nachbaur: Als Arbeitgeberin müssen Sie sich auf immer wieder mit dem Arbeitszeitgesetz beschäftigen. Wie erleben Sie dieses im Alltag? Welche Vorteile hätte eine Arbeitszeitflexibilisierung?

Carina Harbisch: Ein Arbeitsgesetz ist ja im Grundsatz was Gutes, da es die Zusammenarbeit regelt. Ob ich mit allem was da drinnen steht einverstanden bin, ist eine andere Sache, aber das liegt in der Natur der Sache. Eine Arbeitszeitflexibilisierung kommt Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu gute, da gibt es nur Vorteile auf beiden Seiten – Flexibilität muss natürlich von beiden Seiten gelebt werden.

Kathrin Nachbaur: Wie zufrieden sind Sie mit dem österreichischen Bildungs- und Ausbildungssystem?

„Unsere Facharbeiter sind im Ausland sehr gefragt.“

Carina Harbisch: Ich denke, wir haben in Österreich ein gutes Ausbildungssystem – auch hier gibt es klarerweise immer etwas zu verbessern – unsere Facharbeiter sind im Ausland sehr gefragt.

Kathrin Nachbaur: Zum Schluss kommen wir noch zu einem weltpolitischen Thema. Wo sehen Sie die Lösungen beim Thema Asylpolitik?

Carina Harbisch: Europa war und ist mit dem Ansturm an Flüchtlingen einfach überfordert – die Leute reinzulassen ist die eine Sache, sie zu integrieren und ihnen einen Sinn in ihrem Leben zu geben, eine andere. Ich kann für die Menschen nur hoffen, dass der Grund der Flucht bald vorüber ist, und viele den Wiederaufbau im eigenen Land mitgestalten wollen – wie es unsere Großeltern getan haben.