Schlachthöfe finde ich abscheulich

Hans Kilger stammt aus Bayern und ist ursprünglich gelernter Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Mit seinem Unternehmen Bayern Treuhand betreibt er eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in München mit rund 60 Mitarbeitern. Doch die Dienstleistung alleine reichte ihm bald nicht mehr: „Täglich berate ich Unternehmer im Bereich von Investitionen und Projektentwicklungen. Und dabei habe ich selbst so viele Ideen im Kopf. Ich musste einfach auch einige davon angehen.“ Hans Kilger ist passionierter Genießer und Naturfreund. Der Schritt in die landwirtschaftliche Produktion war daher ein durchaus logischer.

 

Sie interessieren sich sehr für Gesundheit und gesunde Ernährung. War das ein Grund dafür, dass Sie sich neben Ihrem Hauptgeschäft als Steuerberater nun so stark im Thema Ernährung engagieren?

Das war auf jeden Fall mit ein Grund. Der Hauptgrund war für mich aber, dass ich etwas für nachhaltige Landwirtschaft tun wollte. Unsere Tierzucht findet im Freiland statt, die Tiere leben fast wie in freier Wildbahn. Jedes Bison hat an die zwei Hektar Land zur Verfügung. Das Rotwild und die Wasserbüffel haben natürlich Stallungen, aber auch großzügigste Weidemöglichkeiten. Wir füttern auch nur natürlich zu, das heißt einfach eigenes Heu. Wir haben viel wunderschönes Land in Siebenbürgen, in Rumänien, da können wir genug saftiges Heu machen.

Ihre Tiere wachsen also glücklich auf und haben ein wunderschönes Leben bis zur Schlachtung.

Genau, aber auch was die Schlachtung angeht, unterscheiden wir uns von anderen: Unsere Tiere werden nicht in den Schlachthof geschickt. Schlachthöfe finde ich abscheulich. Deshalb esse ich auch kein normales Rindfleisch mehr, denn erstens werden die Rinder mit Kraftfutter gemästet und zweitens wegen der grausamen Schlachtungen. Das Fleisch gemästeter Tiere ist natürlich weich und zart, weil die nie Muskulatur ausbilden können. Unser Fleisch hat einen kräftigeren Biss, aber das ist ja ganz normal, weil sie den ganzen Tag herumlaufen dürfen und dadurch Muskeln entwickeln. Und was die Schlachtung angeht: Wir arbeiten mit Weideabschuss. Dadurch schütten unsere Tiere keine Stresshormone aus.

Wie funktioniert der Weideabschuss?

Weideabschuss heißt per Abschuss durch das Jagdgewehr. So bekommen die Tiere das eigentlich gar nicht mit. Es war gar nicht einfach dafür die Genehmigung zu bekommen, weil Schlachthöfe aufgrund der strengen Vorschriften in der Regel keine toten Tiere annehmen dürfen. Das ist eigentlich in den meisten Ländern Europas nicht zulässig und es wäre gut, wenn man die Regulierungen hier überdenkt, im Sinne der Tiere, aber auch im Sinne der Konsumenten, denn wer will bewusst ein Stück Fleisch essen, das voller Stresshormone ist? Das ganze Procedere rund um das Thema Weideabschuss ist natürlich aufwendig, denn nach dem Abschuss auf der Weide muss das Tier eingesammelt werden und dann unversehrt in einen zugelassenen Schlachthof gebracht werden, wo dann die ganzen Untersuchungen und Abstempelungen stattfinden.

Das muss logischerweise ein viel gesünderes Fleisch sein, als solches aus konventionellen Tierhaltungen und gesunde Ernährung muss ja nicht unbedingt heißen, dass es langweilig schmeckt – im Gegenteil. Genuss ist ein ganz wichtiger Faktor.

Ja, natürlich, durch diese Art der Zucht und Tötung bekommt man ganz eine andere Qualität. Wenn ein Tier draußen lebt, wie zum Beispiel ursprünglich in Colorado, ist der Geschmack ganz ein anderer. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der gesagt hätte, das schmeckt nicht gut, aber wie gesagt, der Biss ist sicher ein festerer.

Wie wird Ihr Fleisch verarbeitet?

Wir verbringen die ganzen Tiere nach Österreich, genauer gesagt, in die Weststeiermark zu unserer eigenen Fleischerei in Eibiswald, wo alles gereift und bearbeitet wird.

Und wo kann man es kaufen?

In unseren Genussläden. In Eibiswald, in der Nähe von Kleinstätten und bald werden wir auch in der Grazer Innenstadt einen Genussladen eröffnen. Dort wollen wir auch etwas Besonderes für Hundebesitzer anbieten: Wir verarbeiten das minderwertige Fleisch unserer Freilandtiere zu Hundefutter, damit auch die Hunde etwas Gescheites bekommen 😊

Wir sind auch in Wien am Naschmarkt, wo ich gemeinsam mit Uwe Schiefer, der Weinlegende aus dem Burgenland die Bar Krawall als Weinschenke eröffnet habe, natürlich mit Weinen von Domaines Kilger und ich freue mich, dass wir bereits ein großes Stammpublikum haben. Auch in München haben wir mittlerweile einen Genussladen und das Weinhäusel, wo wir unsere Köstlichkeiten von einem Haubenkoch zubereiten lassen. Natürlich gibt es unser Fleisch und unsere Weine auch in unseren steirischen Gastronomien, wie dem Jaglhof in Sernau/Gamlitz, im Genusshof in Kitzeck (ehemals Warger-Hack) , wo wir jetzt auch warm auskochen dürfen. Familien kommen besonders gerne dort hin, da wir einen wunderbaren Kinderspielplatz gebaut haben, demnächst kommt sogar ein Streichelzoo. Und mitten in „unseren Weinbergen“ sozusagen, also am Kranachberg, gibt es den Genussraum. Der Genussraum ist ein Kleinod in einzigartiger Aussichtslage und kann exklusiv für Events gemietet werden. Für die warmen Sommermonate haben wir uns etwas Besonderes überlegt, denn Sommer ist Picknickzeit – und das Team vom Domaines Kilger Genussraum packt den Korb dafür. Picknick-Fans, und jene die es noch werden wollen, holen den mit Köstlichkeiten gefüllten Korb im Genussraum ab und finden in den Weingärten und Wiesen rund um das Anwesen ganz leicht ein lauschiges Picknick-Plätzchen mit Aussicht.

Sie sind sicher ein willkommener Investor in der Steiermark?

Ja, ich denke schon, weil die Leute wissen, dass sie sich auf mich verlassen können. Mittlerweile kennt man mich und mein Team und weiß, dass wir keine Glücksritter sind, die bald wieder verkaufen. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass die Steiermark auch kulinarisch da hinkommt, wo sie hingehört. Die Steiermark ist eine wunderbare Region und hier gibt es noch vernünftige Preise. Wir sind nicht davon angetrieben, andere zu verdrängen, sondern unsere Vision baut auf regionale Entwicklung. Das ist jedenfalls meine Philosophie.

Wie lange gibt es Ihre Weine schon?

Domaines Kilger gibt es seit 2015, mittlerweile haben wir rund 60 Hektar Land in der Süd- und Weststeiermark und produzieren Cuvée und auch alle Rebsorten reinsortig, sowohl in der mittleren Qualitätskategorie, als auch in Form von Premiumprodukten. Durch meine gemeinsame Gesellschaft mit dem bekannten Burgenländer Uwe Schwiefer haben wir auch das ganze top Repertoire an roten Qualitätsweisen im Premium-Segment dabei. Für einige unserer Frizzante Weine arbeiten wir mit der Champagner Methode, heuer haben wir auch neu einen Sauvignon frizzante auf den Markt gebracht. Von unserem besonderen Cuvée Private Reserve haben wir bereits 1000 Flaschen abgefüllt. Der ist zu 80% Blaufränkisch und zu 20% Merlot. Wir haben auch einen wunderschönen Blaufränkisch Ried Königsberg, bei dessen Geschmack besonders der Dolomit Kalkboden auffällt. Da gibt es also einige Produkte, die man sogar Jahrzehnte lang lagern kann und die durchaus mit Bordeaux mithalten können.

Wo kann man Ihre Weine genießen?

Neben den genannten steirischen Gaststätten und dem Wiener Naschmarkt, gibt es auch andere ausgewählten Gastronomien in München, wie zum Beispiel im Luttel London, im Hugos und natürlich auch online in unserem Webshop. Bei Amazon haben wir es sogar geschafft, als Industrie-Listing drinnen zu sein. Ich kenne keinen anderen österreichischen Winzer, dem das gelungen ist. Wenn man auf Amazon Sauvignon Blanc sucht, ist unser Kranachberg der erste, der gelistet ist. Auch unsere Spirituosen werden auf Amazon angeboten.

Ihre Weine sind mit einem Schlag bekannt geworden, als Sie als großer Sturm Sponsor aufgetreten sind. Sie sind auf den Hosen der Spieler immer präsent. Da haben bestimmt viele Winzer verwundert reagiert, wer denn der neue Münchner Player ist…?

Ja, am Anfang habe ich da wohl etwas Staub aufgewirbelt, mittlerweile habe ich aber viele Winzer persönlich kennengelernt und zu nahezu allen ein gutes, fast freundschaftliches Verhältnis.

Und welche Weine kann man im Sturm VIP Klub genießen?

Da haben wir drei: den Globetrotter, das ist ein frischer weißer Cuvée. Wir haben einen Sekt Brut mit Flaschengärung und einen Blaufränkischen aus dem Burgenland.

Sie sind mittlerweile schon ein wichtiger Arbeitgeber in der Region geworden.

In der Steiermark habe ich zwischen 70 und 100 Mitarbeiter, je nach Saison. In der südlichen Steiermark sind wir sicher eines der größten landwirtschaftlichen Unternehmen. In Rumänien werden es auch an die Hundert sein und auch in München haben wir schon 20 Leute beschäftigt im Vertrieb, insgesamt beschäftige ich also an die 200 Menschen in der Landwirtschaft.

Kann man sagen, Bauer zu sein ist schon Ihr Hauptberuf?

Ich lebe noch von meinem Hauptberuf als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater und betreibe vor allem seit vielen Jahren Projektentwicklung in der Immobilienbranche. Als Bauer bin ich momentan – sagen wir so – noch in der Investitionsphase 😊 Möglicherweise kann ich davon schon nächstes Jahr leben.