Die österreichische Wirtschaft ist weiblich – und doch fehlen Strukturen, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen

Hätten Sie es gedacht? Die österreichische Wirtschaft ist weiblich, rund 40% der Unternehmen sind in weiblicher Hand (2014). Österreichs Frauen sind sehr gut ausgebildet und stehen fest im Erwerbsleben: mit 71,1% liegt die Frauenerwerbsquote klar über dem EU-Durchschnitt, der bei 66% liegt (2013)[1] 65% der Unternehmerinnen haben Kinder und tragen noch immer den Löwenanteil in der Familien- und Hausarbeit. 27% halten diesen Part zwischen beiden Partner für ausgewogen, in nur 1% springen Eltern oder Schwiegereltern bei der Kinderbetreuung ein.

Neueste Studien aus Deutschland besagen, dass traditionelle Geschlechterrollen wieder beliebter werden [2] und offenbar die Mehrheit der deutschen Frauen einen Mann als Ernährer wollen [3].

Ich will diesen Trend, wie Frauen ihr Leben gestalten, keinesfalls bewerten. Doch egal, ob Frauen sich beruflich engagieren, sich gegen Kinder entscheiden oder Familie und Beruf unter einen Hut bringen oder sich ausschließlich der Familie widmen, es sollte allen die Möglichkeit gegeben werden – ohne Wertung und vor allem, ohne zusätzliche Klimmzüge machen zu müssen.

VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF

In Anbetracht der hohen Scheidungsrate von 30% – 60% (je nach Bundesland [4]) könnte man sich als Frau durchaus die Frage stellen, ob eine völlige Abhängigkeit vom „gutverdienenden Mann“ sinnvoll für das eigene Leben ist, das zwangsläufig (und hoffentlich der Kinder zuliebe) auf lange Sicht nicht nur aus Familie und Kindern bestehen kann.

Allerdings stellt sich diese Frage für Alleinerziehende erst gar nicht. Hier werden viele Frauen vor vollendete Tatsachen gestellt – und das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ rutscht automatisch in den Fokus, denn selten reicht die Unterhaltszahlung des davonziehenden Partners, um die Lebenshaltungskosten zu bestreiten.

STEUERGELDER WÄREN GENÜGEND VORHANDEN

Aber wie auch immer, für alle Lebensvarianten muss es eine Lösung geben – Steuergelder wären genügend vorhanden, allein für was sie ausgegeben werden, sollte kritisch hinterfragt werden – und führt dann oft zu Kopfschütteln.

Immerhin scheinen österreichische Frauen nicht unbedingt diesem Trend der traditionellen Geschlechterrolle zu folgen, liegt doch der Frauenanteil von neugegründeten Unternehmen in Österreich 2014 bei 58,4% (Vergleich 1998: 28,1%). Als Gründungsmotive werden u.a. der Wunsch nach Unabhängigkeit (87 %), die eigenen Ideen zu verwirklichen und seine eigene Chefin zu sein (84%), aber auch um die Balance zwischen Arbeit, Familie und Freizeit selbst steuern, verbessern zu können (57%) genannt [5]. Hört man bei Bewerbungsgesprächen für leitende Positionen nicht selten: „Wenn Sie diese Stelle möchten, geben Sie bitte Ihre Gebärmutter beim Portier ab“, so ist es wohl verständlich, dass Frauen nach eigenen Lösungen suchen – und offenbar finden.

SELBSTSTÄNDIGE FRAUEN ALS LEISTUNGSTRÄGERINNEN IN ÖSTERREICH

Insgesamt werden von selbstständigen Frauen in Österreich 303,4 Millionen Arbeitsstunden geleistet – ein nicht zu vernachlässigender Beitrag für Steuereinnahmen, positive Entwicklung der österreichischen Volkswirtschaft, Schaffung von Arbeitsplätzen, aber auch Innovationen und neuen Produkten. Die Unternehmerinnen sind vorwiegend im Gewerbe und Handwerk, Handel sowie in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft tätig, nur 10% in der Industrie.

Österreichische kleine und mittlere Unternehmen, sogenannte KMUs – vom Ein-Personen-Unternehmen bis hin zum mittleren Unternehmen mit 249 Beschäftigten – sind die tragenden Säulen der österreichischen Wirtschaft (99,6 % aller österreichischen Unternehmen sind KMUs) [6]. Dieses Potenzial, egal ob männlich oder weiblich geführt, darf Österreich nicht ungenutzt lassen.

ERFOLGREICHE FRAUEN ALS „ROLE MODELS“

Allerdings fehlen immer noch Maßnahmen, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch wirklich möglich machen. Es bleibt eine große Herausforderung und ich finde es wichtig, die vielen, tollen Frauen, die ihren Weg gehen, als sogenannte „role models“ sichtbar zu machen, denn oft braucht es Beispiele, Ideen, Impulse, um zu sehen, wie man es selbst machen könnte.

So kann auch ich auf einen reichhaltigen Schatz an Erfahrungen zu diesem Thema zurückgreifen und mit Stolz sagen, erfolgreich drei Kinder großgezogen, zwei Firmen aufgebaut und neue Arbeitsplätze geschaffen zu haben:

SELBSTSTÄNDIGKEIT ERFORDERT EINEN HOHEN EINSATZ

Ich lebe mit meinem Mann in einem Dorf in der Nähe von Innsbruck. Nach dem Physikstudium haben wir uns 1994 selbstständig gemacht und unser erstes High-Tech Unternehmen aufgebaut. Selbstständigkeit erfordert allerdings eine hohe Präsenz und Einsatz, um lebensfähig zu werden und zu bleiben. Gerade wenn man mit einer neuen Technologie Fuß fassen möchte, sind die Hürden, am Markt erfolgreich zu reüssieren, hoch und man braucht einen langen Atem, um bis ans Ziel zu gelangen. Oft blieb am Ende des Monats, nach allen Gehaltszahlungen und Lohnabgaben, kein Cent für uns als Gründer und Geschäftsführer übrig. Als ich 1996 unser erstes Kind zur Welt brachte, wurde mir zum ersten Mal bewusst, welche Herausforderungen das Thema Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, stellt.

Als Unternehmerin hat man keine Möglichkeit in Karenz zu gehen und der berufliche Alltag ging gleich eine Woche nach der Geburt weiter. An Wochenenden oder am Abend noch zu arbeiten, war notwendig und selbstverständlich. Da meine Mutter viele Hundert Kilometer weit weg wohnt, war keine „Oma“ in der Nähe, die uns unter die Arme greifen könnte. So nahm ich den Kleinen zu Beginn überall hin mit, Stillen kann wirklich praktisch sein. Doch sobald ein Kind mobil wird, sieht das Mitnehmen schon schwieriger aus. Also machten mein Mann und ich uns auf die Suche nach einer Betreuungsmöglichkeit für einen Einjährigen und wurden von der Realität rasch eingeholt, Ernüchterung machte sich breit.

TAG DER OFFENEN TÜR BE DEN WILDEN SCHLÜMPFEN ODER DEN KUSCHELZWERGEN WAREN PFLICHTTERMINE

Tirol war damals österreichweit das Schlusslicht in Sachen Kinderbetreuung [7] und so jonglierten mein Mann und ich unsere Termine und suchten nach Betreuungsplätzen. Die Wartelisten waren lang, aber man solle sich regelmäßig melden, sonst falle man wieder von der Warteliste. So erweiterte sich die Suche auf einen Radius von mehr als 30 km. Tag der offenen Tür bei den Wilden Schlümpfen oder den Kuschelzwergen waren Pflichttermine, aber die Chancen blieben gering. Private Organisationen kamen leider aus finanziellen Gründen nicht in Frage. So suchten wir weiter nach Alternativen und fanden über Frauen im Brennpunkt [8] eine Tagesmutter, sogar in fast vernünftiger Nähe. Auch beim zweiten und dritten Kind wurde die Sache nicht leichter. Aber immerhin bekamen wir für unseren Ältesten einen Kindergartenplatz im Dorf.

Doch die bittere Erkenntnis folgte gleich: der Kindergarten schließt PÜNKTLICH um 13 Uhr und öffnet am Nachmittag nicht mehr. Und auch in den Sommerferien blieb er 9 Wochen geschlossen. Da wir keine Lehrer sind und so lange Urlaube für uns in keinster Weise realisierbar waren, war guter Rat teuer. Lange Rede, kurzer Sinn: gemeinsam mit zwei Frauen aus dem Dorf haben wir eine Nachmittagsbetreuung im Seniorenheim gestartet – das Motto: Drei Generationen an einem Tisch – und nach anfänglichen Problemen ist daraus inzwischen ein etablierter Hort im Dorf, ja sogar ein Vorzeigemodell geworden. Und als die Schule für unseren Großen begann und so mancher Unterricht bereits um 11 Uhr endete, konnte ich nur lächeln. Die Kinder wurden von Schule und Kindergarten abgeholt, konnten gemeinsam mit anderen Kindern mittagessen, Hausübungen erledigen, spielen – und ich arbeiten.

„RABENMUTTER“

Eine wichtige Erkenntnis für mein eigenes Selbstwertgefühl war allerdings, dass man Aussprüche wie „Rabenmutter“ und viele weitere Nettigkeiten, die bevorzugt von nichtberufstätigen Müttern kamen, auf dem einen Ohr rein und gleich auf dem anderen wieder raus lässt. Ich liebe meine Kinder und war immer für sie da, wenn sie mich brauchten. Sie sind zu selbstständigen und verantwortungsvollen, jungen Menschen herangewachsen, allzu falsch kann das Konzept nicht sein.

Nachdem wir Unternehmerinnen und Selbstständige unsere Steuern zahlen, sollte es jedoch selbstverständlich sein, ein Ganztagesangebot – wie in anderen europäischen Ländern möglich – zu realisieren – ohne dass man private, teilweise nicht leistbare Betreuung oder eigene Zeit für Putz- oder diverse Aufpassdienste investieren muss.

ES HAT SICH SEITDEM VIEL VERBESSERT UND DOCH NOCH NICHT GENUG.

Es braucht flächendeckende Angebote für Kinderbetreuung, auch für die Kleinsten. Und es gilt, die Betreuungszeiten den Arbeitsrealitäten anzupassen. Das 8 Punkte-Forderungsprogramm von Frau in der Wirtschaft [9] kann ich vollständig unterstützen.

Mit drei Kindern liegen wir über dem österreichischen Schnitt und haben unseren Beitrag zur zukünftigen Rentenversorgung – neben Schaffung von Arbeitsplätzen und Stärkung der Volkswirtschaft – geleistet. Nun sind die PolitikerInnen am Zug, um unsere Steuergelder nachhaltig und sinnvoll einzusetzen, damit Österreich auch in Zukunft in einer globalisierten Welt erfolgreich sein kann.

 

Literatur

[1] https://www.wko.at/Content.Node/FIW/Interessenvertretung/Factsheet_FiW_Zahlen.pdf

[2] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/zurueck-an-den-herd-traditionelle-geschlechterrollen-werden-wieder-beliebter/8888966.html

[3] http://www.n-tv.de/politik/Frauen-wollen-Mann-als-Ernaehrer-article11465896.html

[4] http://derstandard.at/2000006697871/Scheidungsraten-in-Oesterreich

[5] Entrepreneur 2011, KMU Forschung Austria

[6] https://www.wko.at/Content.Node/Interessenvertretung/Standort-und-Innovation/Standortpolitik/Wirtschaftskraft_KMU.html

[7] http://tirv1.orf.at/stories/277820

[8] http://www.fib.at/

[9] https://www.wko.at/Content.Node/FIW-Wien/Interessenvertretung/Forderungen_zur_Kinderbetreuung.html

 

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