Gib uns heute unser tägliches Brot

157.000 Tonnen Lebensmittel werden in Österreich im Jahr weggeworfen – die allermeisten wären noch verwendbar gewesen. Fast die Hälfte davon, 42 Prozent geht auf das Konto von privaten Haushalten. Dabei wäre „das Wegwerfen bei rechtzeitigem Verzehr, ordnungsgemäßer Lagerung oder durch verbessertes Haushaltsmanagement vermeidbar gewesen“, lasen wir gestern in der Kleinen Zeitung.

Na und?, mag man fragen. Wozu die Aufregung?  Wird nicht alles, was wir brauchen und damit verbrauchen, genau dafür hergestellt? Ob die Dinge ihrem Zweck gemäß verwendet oder unbenutzt weggeworfen werden, macht weder ökonomisch noch moralisch einen Unterschied. Was sind Lebensmittel anderes als alle übrigen Produkte von Arbeit? So denken wohl viele, und man kann ihnen schwer widersprechen.

ES GIBT AUF DER WELT GENUG ZU ESSEN.

Ob wir Lebensmittel wegwerfen oder nicht, hat keinen Einfluss darauf, ob anderswo auf der Welt Menschen Hunger leiden. Es gibt auf der Welt genug zu essen, die Landwirtschaft ist hochproduktiv, schon vor 30 Jahren sprach man vom „Milchsee“. Wenn heute noch jemand Hunger leidet, dann liegt das an Kriegen, einer Dürre oder an der Unfähigkeit einer Regierung, ihr Volk zu versorgen, aber nie an einem generellen Lebensmittel-Mangel.

Alle Schichten der Bevölkerung werfen Lebensmittel weg, die Jungen mehr als die Alten, die Menschen in der Stadt mehr als die am Land. Weder Preise noch persönliches Einkommen haben anscheinend viel Einfluss auf den Umgang mit Lebensmitteln. Das ist erstaunlich, weil man von keinem anderen Konsumprodukt mehr kaufen würde als man braucht oder es so wenig sorgfältig behandeln, dass es bald unbrauchbar wird. Noch dazu wo man für Lebensmittel je niedriger das Einkommen ist, einen desto höheren Anteil davon aufwenden muss.

ES GIBT SOGAR JUNGE LEUTE, DIE IHR LEBEN AUS DER MÜLLTONNE BESTREITEN.

Trotzdem bäumt sich etwas in einem auf dagegen, Lebensmittel zu betrachten wie jeden anderen Konsumartikel auch. Nicht nur Menschen, die Hunger erlebt haben, tut es weh, dass Lebensmittel  weggeworfen werden, ob sie nun noch brauchbar wären oder durch Nachlässigkeit ungenießbar geworden sind. Es gibt sogar junge Leute, die ihr Leben aus der Mülltonne bestreiten, obwohl sie Geld genug haben, sich Essen zu kaufen. Aber das ist nicht mehr als ein Spleen.

In der Zeit unmittelbar nach dem Krieg lernten viele Menschen den Hunger kennen. Es muss Anfang 1946 gewesen sein: Eines Tages brachte mein Vater einen Wecken Brot nach Hause, den er irgendwo aufgetrieben hatte. Ich erinnere mich noch genau, mit welcher Freude und – ja – Ehrfurcht meine Mutter den Wecken aufschnitt. Etwas anderes als Polenta kannten wir damals kaum. Demgegenüber war einfaches Brot schon etwas Besonderes. Viele, die diese Zeit noch erlebt haben, hegen seither eine unüberwindbare Abneigung gegen die Polenta, bei mir hat sie sich einen bleibenden Platz unter den Lieblingsspeisen gesichert.

ALLES IM LEBEN IST UNS GESCHENK

Meine Mutter pflegte mit dem Messer drei Kreuze auf einen Laib Brot zu zeichnen, bevor sie ihn anschnitt. So war es bei ihr daheim Brauch gewesen, und den pflegte sie Zeit ihres langen Lebens. „Brot ist eine Gottesgabe“, sagte sie schlicht. Es könnte aber auch nur ein Ritual aus der Welt des Bauerntums gewesen sein, in der das Lebensmittel Lebenszweck ist. Eine Bekannte in Wien meinte, Lebensmittel wegzuwerfen sei „eine Sünde“. Die meisten Leute würden das wohl als bloße Sentimentalität betrachten.

In der katholischen Messliturgie heißt es über Brot und Wein, sie seien „Frucht der Erde und menschlicher Arbeit“. Wenn wir vielleicht noch beten „Gib uns heute unser tägliches Brot“, meinen wir damit zunächst die Produkte der Landwirtschaft, aber in einem weiteren Sinn, dass uns alles im Leben ein Geschenk ist.

 

interracial blonde blowjob.http://www.hubofxxx.net snapchat xxx casey calvert slammed by heavy bbc.