Warum ich immer noch CDU-Mitglied bin

Früher hatten Politiker noch den Anstand, abzutreten, wenn sie offensichtlich verloren hatten, heute erklären Sie uns, was wir fühlen, warum wir frustriert sind, wie unser (niedriger) Bildungsstand sei, und warum das alles nicht etwa die falsche Politik ist, sondern wir einfach nur die falschen Ängste, die falschen  Forderungen und die falschen Ansichten haben. Aber man wird uns das noch erklären, den „Menschen im Land“, weil „Wir“ das auch weiterhin schaffen.

Gerade hat  sich nicht nur die CDU, sondern genauso jede andere Partei in Mecklenburg-Vorpommern eine richtige Klatsche eingefahren.  Man kann es nicht anders sagen. Dass die AfD es aus dem Stand  zur zweitstärksten Kraft im Land geschafft hat, sollte normalerweise zumindest einen Schock auslösen bei den etablierten Parteien. Warum man vor allem auf der CDU öffentlich herumhackt ist mir persönlich ein Rätsel, denn die anderen Parteien haben genauso verloren, aber sei es drum. Denn der Schock sitzt offensichtlich noch nicht tief genug. Sowohl  die CDU, als auch die anderen Parteien werden nach anfänglicher Zerknirschung zur Tagesordnung übergehen. „Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen“.

Leicht macht man es einem ja nicht als Konservative in der CDU.

Ich bin seit über einem Jahrzehnt CDU-Mitglied. Und nach jeder der vergangenen Landtagswahlen bekomme ich wie mit einem  Pawlowschen Reflex von zahlreichen meiner Leser und in den sozialen Netzwerken die nicht unberechtigte Frage an den Kopf geworfen, warum ich eigentlich immer noch CDU- Mitglied sei?  Das war zum Beispiel zuletzt  nach der Wahl in Baden-Württemberg so. Wo ich mitgeholfen habe, gegen die Politik der Grün-Roten Landesregierung zu demonstrieren, um jetzt mit ansehen zu müssen, wie „meine“ Partei sich tatsächlich als Juniorpartner genau dieser grünen Ideologen anbiedert, die ich gerne in die Wüste schicken würde.  Leicht macht man es einem ja nicht als Konservative in der CDU.

Selbst Schuld, ruft man mir zu! Warum ich stattdessen nicht Angela Merkel längst in die Wüste geschickt hätte, um mich endlich der AfD, der neue Zukunft anzuschließen? Schließlich stehe ich nicht erst mit der Flüchtlingspolitik mit meiner eigenen Partei  immer wieder über Kreuz, sondern schon lange in Sachen Familien-, Frauen- oder gar der Gender-Politik.

Bleiben, statt fliehen.

Ich muss gestehen, mein persönlicher Schmerzpunkt wäre erreicht,  sollte die Union jemals erwägen, Ursula von der Leyen als Kanzlerinnen-Kandidatin ins Rennen zu schicken, dann müsste ich ernsthaft über einen Austritt nachdenken.  Da es aber derzeit eher nach der ewigen Angela aussieht, tendiere ich zu einem ganz anderen Trend: Bleiben, statt fliehen. Wäre übrigens auch mal eine Idee für zahlreiche junge Männer aus fremden Ländern, die derzeit ihre Familien zurücklassen. Aber wir kommen vom Thema ab.

Man kann eine Partei auf zwei Wegen strafen: Indem man geht, oder indem man bleibt.

Ich habe mich für letztere Variante entschieden aus einem einzigen Grund: Weil ich mich immer noch mehrheitsfähig fühle in „meiner“ CDU. Nicht an der Parteispitze, nicht in der Seifenblase in Berlin Mitte, wo man glaubt, bereits mit einem Haus in Potsdam als konservativ zu gelten. Auch nicht bei der Spitze der Frauenunion, diese Parteivereinigung, in die wir als Damen alle zwangsvereinigt werden, die aber für eine Frauenquote kämpft, die mich beleidigt und schon immer das Betreuungsgeld ablehnte, das ich nicht abschaffen, sondern aufstocken wollte.

Ich meine die CDU, wo ich in den vergangenen drei Jahren Vorträge gehalten habe in dreistelliger Zahl. An der Basis, bei Verbänden in den Kreisen, bei der Jungen Union, der Frauenunion der Mittelstandsvereinigung oder auch bei unserer Schwesterpartei der CSU.  Weil ich dort auf Menschen treffe, die so ticken wie ich, wo ich mich zu Hause fühle, wo ich das finde, was man gemeinhin als „politische Heimat“ bezeichnet.

Seit über einem Jahr endet jede Debatte egal wie das Thema meines Vortrages war, in diesen Runden immer bei der gleichen Frage: „Frau Kelle, können Sie uns erklären, was unsere Parteivorsitzende tut? Warum sie das tut? Warum macht sie das?“ Ich erlebe keine Stammtischparolen und auch keinen Hass, ich erlebe eher stillen Frust, der sich ab und zu mal Bahn bricht. Man wird ja leidensfähig als Konservativer an der Basis. Ab und zu seufzen wir laut, wenn Wolfgang Bosbach  uns zu Land, zu Wasser, in der Luft, oder im TV aus dem Herzen spricht. Noch größeres Seufzen geht durch den Raum, wenn der Name Friedrich Merz fällt. Ich glaube dies wäre der einzige Mann, der aus dem Stand mit einer eigenen Partei nochmal 10 Prozent von der CDU nehmen könnte.  Wir  haben uns daran gewöhnt, dass das „C“ im Namen der Partei teilweise recht seltsam ausgelegt wird, das kennen wir aber auch aus den eigenen Kirchengemeinden. Wir haben uns daran gewöhnt, dass es keine eigenständige Familienpolitik mehr gibt seit Ursula von der Leyen, warum auch, man ist sich mit den Sozialistinnen der SPD an der Spitze einig. Wir haben uns daran gewöhnt, nicht wirklich willkommen zu sein, außer als Stammwähler an den Urnen.

Ich erlebe an der Parteibasis Menschen, die ihrer Partei eigentlich die Stange halten wollen, weil sie sich dort genauso zu Hause fühlen wie ich, die aber langsam verzweifeln angesichts einer Parteispitze, die ihnen nicht mehr zuhört. Nie zeigte sich das deutlicher als jetzt in der Frage der Flüchtlingspolitik. Und da hilft auch nicht, dass man jetzt langsam zurückrudert, das Kind ist ganz schön tief im Brunnen. Es ist ja oft eine nicht ganz rational erklärbare Sache, warum man Parteimitglied wird. Bei mir war es die Familienpolitik. Ich war junge Mutter. Ich hatte das Gefühl, mit der CDU die einzige Partei gefunden zu haben, die mein klassisches Lebensmodell noch irgendwie gut findet.  Heute kann ich mit herzhaftem Lachen sagen, ich bin einst wegen der Familienpolitik eingetreten und trete heute trotz der Familienpolitik meiner Partei dennoch nicht wieder aus. Weil es eben nicht nur ein Faktor oder ein Thema ist. Es ist ein Millieu zu dem man sich zugehörig fühlt. So wie andere bis an ihr Lebensende grün wählen werden,  weil sie dem Irrtum erliegen, damit sei man hip und irgendwie jung geblieben, obwohl die Führungsetage der Grünen ja inzwischen eher die Grauen sind.

In eine Partei einzutreten ist die Vertretung eines Lebensgefühls und nicht zwangsläufig das Teilen aller Meinungen.

Ich muss gestehen, ich war früher sogar großer Fan von Angela Merkel. Ich habe sie vor über 10 Jahren zweimal live auch in kleinerem Kreis erlebt. Eine kluge Frau und sie hatte verdammt viel Humor. Jahrelang hing an meiner Pinnwand in der Küche das Angie-Portrait des Künstlers HA Schult. Angie war Kult. Das ist lange her.  Heute kenne ich auch diejenigen, die mir schreiben, sie hätten nach 20 oder 30 Jahren Mitgliedschaft final das Handtuch geschmissen. Die mir zurufen: Es wird Ihnen auch noch so gehen.

Egal welcher Partei man sich anschließt, man wird enttäuscht werden.

Noch ist es nicht so, denn für mich bedeutet politisches Engagement nicht, dass man das Handtuch schmeißt, nur weil es einmal schlecht läuft oder mir eine Entscheidung  oder das Bodenpersonal nicht gefällt. Diese Partei hat schon zahlreiche Minister, Generalsekretäre und Kanzler überlebt. Bislang hat keiner sie final zu Grunde gerichtet. Egal welcher Partei man sich anschließt, man wird enttäuscht werden. Die Partei, die bedingungslos das umsetzt, was mir wichtig wäre, müsste ich wohl selbst gründen. Idioten  und falsche Entscheidungen gibt es überall. Ab und zu erlaube ich mir, andere Parteien zu wählen, als meine eigene. Bevor Gerüchte aufkommen, es war die FDP. Weil Mitgliedschaft für mich kein Kadavergehorsam bedeutet und ich das liberale Korrektiv der FDP in den Parlamenten manchmal sehr schmerzhaft vermisse. Auch damit bin ich übrigens nicht alleine in meiner Partei. Das sind interessante Gespräche, wenn man sich einmal outet.

Es ist viel einfacher, zu gehen und zu schimpfen, als zu bleiben und den Mund aufzumachen. Die CDU sei nicht christlich genug, wie oft habe ich das schon gehört.  Die Politiker würden sich gar nicht zu ihrem christlichen Glauben bekennen und auch gar nicht danach handeln. Gegenfrage: Wann haben Sie sich das letzte Mal als Christ „geoutet“? Wissen Ihre Nachbarn, Ihre Freunde oder gar Ihre Arbeitskollegen, dass Ihnen das wichtig ist? Warum sollten also Abgeordnete öffentlich „christlicher“ sein, als ihre eigenen Parteimitglieder oder Wähler?

Ich gehöre zu denen, die nicht aufhören, das zu sagen, was sie für richtig halten.

Ich erlaube mir, meine eigene Partei zu kritisieren, wenn ich der Meinung bin, dass sie falsch liegt. Man nennt das Demokratie und Meinungsfreiheit und die hört nicht auf, nur weil ich einen Mitgliedsausweis trage. Ich erlaube mir, meine Kanzlerin, meinen Generalsekretär  und auch die Minister zu kritisieren. Öffentlich. Warum sollte ich das nicht tun, oder nicht tun dürfen? Was wäre auch dieser Partei schon geholfen, wenn es alle Mitglieder täten. Überall und wiederholt. Gegenüber ihren Freunden, ihren Nachbarn, ihren Kreisvorsitzenden und in den Bürgersprechstunden ihrer Abgeordneten.  Basisdemokratie ist nicht nur eine Forderung, sondern dann auch eine Aufgabe. Wir haben eine Parteispitze, die ihre eigenen Mitglieder oft wie unmündige Kinder behandelt. Der einzige Grund, warum sie das tut ist, weil wir es zulassen. Aber gehen? Das wäre zu einfach.

 

 

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