Geschäft mit dem Ressentiment

Es ist ein fast grotesker Zufall: Am Montag dieser Woche hatte die New York Times zwei Artikel, die in ganz verschiedenen Weltgegenden und Umständen spielen, aber auf frappante Weise von einem ähnlichen Phänomen handeln. Eine Schwarze („african-american“) in den USA kauft nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft zu ihrer Wohnung ein, sondern fährt in einen anderen Stadtteil mit ausschließlich weißer Bewohnerschaft, weil sie der Meinung ist, in die Geschäfte mit vorwiegend schwarzer Kundschaft würden Waren schlechterer Qualität geliefert oder gar solche, die gesundheitsschädlich sind.

Man mag das für eine von vielen im Netz verbreiteten Verschwörungstheorien halten oder für eine individuelle Paranoia, es hat jedenfalls eine gewisse Ähnlichkeit mit dem momentan in Ungarn, Tschechien, Polen und der Slowakei erhobenen Vorwurf gegen „westliche“ Firmen, sie lieferten unter der Bezeichnung und Verpackung wie im Westen schlechtere Lebensmittel nach Osteuropa. Das trifft gerade Markenartikel mit hohem Prestige wie zum Beispiel Manner-Schnitten, gegen die Ost-Produkte besonders abfallen und die einen hohen Nimbus von westlicher Qualität haben.

Was steckt hinter den Vorwürfen?

Manner und andere westliche Produzenten weisen die Beschuldigung zurück: Man könne für relativ kleine Märkte gar keine eigenen Produktlinien auflegen, argumentierte etwa Manner. Andere Firmen konnten plausibel erklären, dass Produkte fast immer an die Essgewohnheiten und Geschmacksvorlieben in den Abnehmerländern angepasst werden. Dort wo Waren in den jeweiligen Ländern produziert werden, werden oft auch einheimische Grundstoffe benutzt, was auch zu verschiedenem Geschmack führen kann. Coca-Cola etwa braut überall nach dem selben Rezept, kann aber die Qualität des örtlichen Wassers nicht beeinflussen, das bekanntlich in Budapest nicht so gut ist wie in Wien. In Tschechien werden dieselben Süßstoffe verwendet wie beispielsweise in den USA und Spanien.

Ein lukratives Geschäftsmodell

Die Kritik an der Qualität von Lebensmitteln, aber auch von Waschmitteln und Drogeriewaren ist nicht neu, sie flammt immer wieder auf. Besonders verbreitet ist sie in jüngeren, gebildeteren, wohlhabenderen und „gesundheitsbewusst“ lebenden Schichten. Daraus hat eine Firma in Pressburg sogar ein lukratives Geschäftsmodell entwickelt: Sie bietet übers Internet Waren aus Österreich an und liefert sie aus. Da die Geschäfte so gut gehen, überlegt man, sie auch auf die tschechische Republik auszudehnen.

Der Feind im Ausland

Die Klagen werden nicht verstummen, weil rechts- wie linkspopulistische Politiker sich des Themas bemächtigt haben und es für sich ausschlachten. Ein Feind Ausland ist immer ein dankbares Objekt für sie. Abgeordnete machen im Europäischen Parlament Stimmung und die Regierungschefs der vier genannten „Visehgrad“-Staaten haben sich bei der EU-Kommission beklagt und sie aufgefordert, eigene Untersuchungen zu beauftragen. Die Vorwürfe werden aber vor allem deshalb nicht so schnell verstummen und sich womöglich sogar einen anderen Gegenstand suchen, weil sie aus einem anhaltenden Ressentiment der früher kommunistischen Länder gegen den Westen gespeist sind.

Der goldene Westen

Der kollektive Beitritt von zehn dieser Länder zur EU im Jahr 2004 sollte das Aufschließen zum über Jahrzehnte unerreichbaren bewunderten und beneideten goldenen Westen vollenden. (Vorher war man allerdings dem elementarem Bedürfnis nach Sicherheit vor Russland gefolgt und der Nato beigetreten). Nun stellt sich heraus, dass längst nicht alle Hoffnungen in Erfüllung gegangen sind. Zwar haben sich die Lebensumstände dramatisch geändert, sind Demokratie und Reisefreiheit eingezogen, aber man ist noch immer weit weg von westlichen Standards. Die Löhne sind niedrig (was allerdings auch zur Wettbewerbsfähigkeit der Länder beiträgt), die Rechtsstaatlichkeit lässt zu wünschen übrig, Korruption ist verbreitet, die öffentlichen Dienste sind oft lamentabel rückständig. Das Oligarchentum und seine Verquickung mit der Politik ist auch nicht gerade das, was man sich unter einer marktwirtschaftlichen Ordnung vorstellt. Die Enttäuschung darüber wird nun auf die EU und den Westen projiziert und die Lebensmittel sind das Symbol dafür.

 

 

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