„Wissen, das nicht im Internet steht, droht zu verschwinden…“

Interview mit Univ. Prof. Dr. Dr. Günther Löschnigg, Leiter des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht an der Karl-Franzens-Universität Graz

Sind Sie mit dem Können ihrer Studenten und Studentinnen in Sachen Lesen, Schreiben, Rechnen auf der Universität zufrieden?

Nicht wirklich – insbesondere im Rahmen der Diplomarbeiten spielen sich förmlich Kämpfe mit der deutschen Sprache ab. Die größte Herausforderung scheint vor allem darin zu bestehen, Beistriche nicht willkürlich im Text zu verteilen. Dies hat offensichtlich zum Beispiel das Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft der TU-Graz dazu bewogen, Beistrichregeln auf die Homepage zu stellen.

Macht die Gender-Korrektheit Schwierigkeiten bei Schreibweisen?

Eine gendergerechte Sprache wird sowohl für die Universitätslehrerinnen und Universitätslehrer als auch für die Studierenden zusehends selbstverständlicher. Teilweise wird allerdings die gendergerechte Sprache zu einem Balanceakt zwischen Sprachfluss und Korrektheit. Ein typisches Beispiel für die Suche nach Kompromissen bildet in der Praxis etwa die Ausgestaltung in Kollektivverträgen. Die Universitäten sind jedenfalls – auch von ihrem Eigenverständnis her – bei allen diskriminierungsanfälligen Sachverhalten um Gleichheit und Gleichstellung bemüht. Die Universitäten sind hiebei auch durch Einrichtungen wie den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen und die Schiedskommission institutionell abgesichert.

Was müsste man jungen Leuten beibringen und vor allem wer?

Die vielfach geforderte verstärkte Ausrichtung auf Problemlösungskompetenz in allen Bereichen der Aus- und Weiterbildung zulasten reiner Wissensvermittlung ist angesichts des nicht mehr überschaubaren Wissens unserer Zeit sicher der einzige gangbare Weg. Trotzdem wird sich Bildung nicht auf Small-Talk-Tauglichkeit reduzieren. Problemlösungskompetenz ohne Inhaltskompetenz geht nicht. Damit werden auch zukünftig inhaltliche Bildungsstandards zu definieren sein. Bildungsziele für Schulen sind gesellschaftspolitische Kompromisse. Die Bildungsziele, die sich Eltern für ihre Kinder setzen, sind wohl eher Ausdruck ihrer Sozialisation und ihres sozialen Umfeldes. Nicht einstimmen sollte man in das allgemeine Lamento über den Verlust von „Allgemeinbildung“ von Jugendlichen. Junge Menschen besitzen häufig nicht weniger, sondern andere Bildung. Problematisch ist aus meiner Sicht allerdings, dass alles was nicht im Netz/Internet auffindbar ist, zu verschwinden droht. Selbst im Wissenschaftsbetrieb ist diese Tendenz erkennbar.

Lassen die Eltern aus? Was läuft anders als früher einmal? Welches Wissen und Können müsste man in der Schule besser vermitteln?

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass Eltern nur das Beste für ihre Kinder wollen. Damit ist die Frage schon halb beantwortet: Offensichtlich gehen Eltern teilweise davon aus, dass manche Gepflogenheiten, Verhaltensweisen etc für einen erfolgreichen Start der Kinder nicht mehr wesentlich sind. Oder sie decken sich auch nicht mehr mit dem elterlichen Selbstverständnis bzw mit dem Verständnis eines sinnerfüllten Lebens. Dementsprechend werden sie von den Eltern nicht vermittelt. Die Schule kann und soll in diesen Belangen höchstens über ihre Rahmenbedingungen einwirken, nicht aber in diesem Bereich „unterrichten“.

Viele Arbeitgeber junger Leute beklagen, dass die Grundlagen fehlen. Also nicht unbedingt das mangelnde Verständnis für Bruchrechnen, sondern Grüß Gott, Bitte, Danke.

Diesen Eindruck gewinnt man wohl nicht nur als ArbeitgeberIn, sondern auch als KonsumentIn, Kunde/in, KlientIn etc. Als Arbeitgeber oder Arbeitgeberin kann man gewünschte Umgangsformen ohnedies verlangen und (nach)schulen, dh man kann entsprechend reagieren. Dies ist häufig im Alltagsleben nicht möglich. Gleichzeitig muss aber auch Toleranz und Akzeptanz von geändertem jugendlichen Verhalten geübt werden.

Welches Wissen und Können müsste auf den Universitäten besser vermittelt werden?

Meines Erachtens ist die universitäre Ausbildung in Österreich vom Inhalt und vom Umfang her ausgezeichnet. Die mitunter geforderte Praxisrelevanz ist nicht oberstes Ziel universitärer Lehre, ihr wird aber hinreichend Rechnung getragen. Wünschenswert wäre eine stärkere Nähe zwischen UniversitätslehrerInnen und Studierenden, dh eine stärkere Einbindung der Studierenden in die Forschungsarbeit der UniversitätslehrerInnen.

Wir haben sehr viele Soziologen, Kommunikationswissenschafter und andere Geisteswissenschafter, die auf dem Markt schwer vermittelbar sind. Dafür fehlen Facharbeiter und Techniker. Wie könnte man hier sinnvoll steuern?

Steuerung des Bildungszugangs durch Barrieren ist nie unbedenklich. Dies gilt vor allem auch für Universitäten und Hochschulen. Schon die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte bringt den hohen Wert der Bildung, aber auch jenen der Kunst und Wissenschaft hinreichend zum Ausdruck. Steuerung durch Anreizsysteme, Information und Beratung sind hingegen uneingeschränkt zu befürworten. Facharbeit ist jedenfalls – vielleicht auch besser unter dem Begriff von Handwerkskunst – gesellschaftlich und entlohnungsmäßig aufzuwerten. Grundsätzlich wird aber unser System der dualen Lehre ohnedies als Vorbild angesehen.

 

 

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