Österreich – DER Wissenschaftsstandort 2020

Kriegerische Auseinandersetzungen, Flüchtlingsströme, Finanzkrise und dergleichen mehr – darf und soll man angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklungen denn überhaupt über Themen wie Zukunft der Wissenschaft laut nachdenken oder sollten wir viel eher unsere gesamte Energie auf die Probleme der Gegenwart einsetzen? Man darf, ja man soll – das eine tun und das andere nicht lassen.

Als gebürtiger Steirer erinnert man sich nicht nur gerne und respektvoll, sondern wohl auch dankbar an Erzherzog Johann. Er hatte nämlich schon früh erkannt, dass die beste Investition in die Zukunft einer Gesellschaft die Bildung ihrer Jugend ist. Und er hatte ebenso erkannt, dass Fortschritt mit nachhaltiger Wirkung eben Forschung braucht. Er hat unserem Land Zukunft geschenkt und uns den Mut zum aufrechten Gang gelernt. Er hat unserem Land zu einem beachtlichen Aufschwung verholfen und dennoch stets Bodenhaftung bewiesen, und hat so Th. Roosevelts Empfehlung vorausgelebt:

Keep your eyes on the stars and your feet on the ground.

CCC: COMPETENCE, COOPERATION, COMPETITION

Österreich ist bekanntlich ein Hochlohnland und folglich müssen wir, um international konkurrenzfähig zu sein, zumindest so gut sein wie wir teuer sind. Und sehr gut zu sein bedeutet dort zu arbeiten, wo die Luft dünn ist, nämlich an der Spitze der Leistungspyramide. Ja, Österreich kann seine Position niemals an der Basis der Leistungspyramide suchen, sondern diese ausschließlich im Bereich der Pyramidenspitze anstreben. Produkte müssen sich auf dem Weltmarkt und nicht nur auf dem Binnenmarkt durchsetzen und Produkte „Made in Austria“ müssen sich folglich mit den besten der Welt in Bezug auf Qualität messen. Österreich ist arm an Rohstoffen, aber reich an Kultur und Intellekt. Österreich ist daher gut beraten, seine Ressourcenarmut durch kulturellen und intellektuellen Reichtum zu kompensieren.

Um dieses Ziel einer internationalen Spitzenposition zu erreichen, sollten wir ganz bewusst auf unsere wissenschaftlichen Kernbereiche in Forschung und Lehre fokussieren und unsere bereits bestehenden Kompetenzen weiter stärken. Und wenn 99% des weltweiten Wissens außerhalb von Österreich produziert wird, dann muss sich das auch auf die strategische Ausrichtung des österreichischen Universitätssystems abbilden. Der einstige Binnenmarkt von Wissenschaft und Forschung mit ausgeprägter lokaler bis regionaler Orientierung muss konsequent um den internationalen Markt mit selbstverständlich globaler Orientierung erweitert werden. Anstelle nationaler Denkmuster müssen vermehrt international ausgerichtete Strategien treten.

Da die uns zur Lösung anvertrauten Probleme immer komplexer und meist auch globaler werden, ist Zusammenarbeit über den jeweils eigenen wissenschaftlichen wie auch nationalen Tellerrand hinaus unbedingt erforderlich. Denn nur Interdisziplinarität in Verbindung mit internationaler Kooperation sind geeignete Antworten auf komplexe wie auch globale Herausforderungen.

WAS BEDEUTET DAS FÜR DIE UNIVERSITÄRE BILDUNG WIE AUCH FORSCHUNG?

Eine stabile Plattform der gemeinsamen wissenschaftlichen wie auch natürlichen Sprache ist für interdisziplinäres und internationales Agieren unerlässlich. Wir werden daher auch zunehmend für Studierende aus aller Welt attraktiv werden müssen, indem wir unser Lehrangebot inhaltlich hochkarätig wie auch thematisch nachhaltig gestalten, vermehrt in Englisch anbieten und auch international positionieren. Daher sehen wir es als unsere zentrale Aufgabe an, das Profil unserer hohen Schulen auch im Bildungsangebot international vermehrt sichtbar werden zu lassen und durch unser Studienangebot auch international an Attraktivität zuzulegen. Das konstruktive Miteinander ist es, das wir suchen und auch pflegen sollten.

Komplementäre Entwicklungen mit hoher Qualität befördern, unnötige Duplizitäten abbauen, und Liebgewordenes, jedoch nicht mehr ganz Zeitgemäßes, in den akademischen Tabernakelschrank stellen. Die Nachhaltigkeit von Wissen und Fähig-keiten sollte stets Vorrang vor Vielwisserei haben. Fokussieren auf das Wesentliche und wissenschaftlichen Tiefgang entwickeln, rasch vergänglichem Wissen keine große Bedeutung beimessen, und bewußt den Mut zur Lücke praktizieren – das müssen unsere Prämissen sein – ganz im Sinne von Johann Wolfgang von Goethe, der da meinte:

In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister.

UNSERE ZUKUNFT WIRD ZUNEHMEND DURCH WETTBEWERB BESTIMMT, IN EINEM GEMEINSAMEN EUROPA, ZUMINDEST, WENN NICHT MEHR.

Um in diesem Wettbewerb auch bestehen zu können, ist Übermut nicht förderlich, Demut nicht angebracht, jedoch Mut sehr wohl erforderlich. Wir brauchen aber vor allem adäquate Rahmenbedingungen, die sich an internationalen Gepflogenheiten orientieren. Und im Wettbewerb zählt (fast) nur Qualität und diese hat nun mal ihren Preis. Daher benötigen wir auch eine adäquate finanzielle Ausstattung des gesamten Bildungs- und Forschungssystems mit einem vernünftigen Mix aus öffentlichen und wohl auch privaten Mitteln. Die Rahmenbedingungen werden aber nicht bloß durch pecunia definiert, sondern  umfassen mit ebensolcher Bedeutung die Themen Hochschulplan und Hochschulzugang.  Diese Themen köcheln im Lande, sie kochen aber nicht.

Wenn wir von Wissenschaft und Forschung sprechen, so meinen wir schlicht die Erkundung des uns Unbekannten. Wir meinen damit das Verschieben unserer Grenzen, das Aufsuchen von Neuland, wir meinen das bessere Verständnis, was die Welt gleichsam im Innersten zusammenhält. Dabei ist die Neugier einer der nachhaltigsten Treiber wissenschaftlicher Forschung. Neugier lässt uns über die Grenzen blicken, lässt uns noch Unentdecktes entdecken, ermöglicht uns Unbekanntes bekannt zu machen, und lässt uns verstehen, was zuvor eben nicht verstanden wurde. Und diese unsere Neugier und der damit einhergehende Entdeckungsdrang sind letztlich Antrieb für die Weiterentwicklung unserer gesamten Gesellschaft. Und ich darf Albert Einstein zitieren, wenn er in seiner bemerkenswerten Bescheidenheit meint, er sei gar nicht besonders begabt, jedoch leidenschaftlich neugierig.

NEUGIER UND NOTWENDIGKEIT WERDEN ZU GESTALTENDEN ELEMENTEN DER ZUKUNFT, ZUM TREIBER DER FORSCHUNG SCHLECHTHIN.

Diese uns allen eigene Neugier lässt uns daher auch Verfahren entwickeln und Instrumente bauen, die uns wiederum Daten liefern, um unser Weltmodell zu verbessern in der Hoffnung, dass nach jedem Durchlaufen eines jeweiligen Entwicklungszyklus der Abstand zwischen Realität und Modell kleiner und kleiner wird. Und alsbald geschieht etwas sehr Bemerkenswertes: es wächst in uns nämlich die Erkenntnis, dass die Ergebnisse dieser Entwicklung nicht bloß der Befriedigung unserer Neugier dienen, sondern sich zusehends auch anschicken, uns das Leben zu erleichtern. Und so nimmt neben der Neugier alsbald auch die Notwendigkeit Platz. Neugier und Notwendigkeit gleichermaßen werden zum Treiber der Forschung schlechthin. Neugier und Notwendigkeit werden zu gestaltenden Elementen der Zukunft. Und setzen wir salopp die Neugier mit Grundlagen und die Notwendigkeit mit Anwendung gleich, so ist damit auch schon eine tragfähige Brücke gebaut zwischen der Grundlagenforschung da und der angewandten Forschung dort. Grundlagenforschung und angewandte Forschung sind es, die Hand in Hand einander harmonisch ergänzend die Zukunft erkunden und gestalten gleichermaßen.

Und schließlich ist es die Gesellschaft, die Förderer und Nutznießer der Forschung und somit der Gestaltung der Zukunft durch Forschung ist. Wissenschaft und Forschung stehen nicht mehr in der Gesellschaft wie eine Besatzungsarmee im Feindesland oder gar wie ein Minarett im Vatikan. Ganz im Gegenteil. Versuchen Sie doch einmal, sich ein Leben ohne Wissenschaft und Forschung vorzustellen: wir wären flugs wieder dort, wo wir noch vor Jahrtausenden waren: Jäger und Sammler. Wissenschaft und Forschung sind zu einem außerordentlich bedeutsamen und mittlerweile absolut unverzichtbaren Bestandteil unserer Gesellschaft und folglich unseres gesamten Lebens geworden. Wissen ist Wettbewerbsfaktor Nummer 1 und somit das Kapital mit der mit Abstand größten Rendite.

WERNER WELZIG, DER EHEMALIGE PRÄSIDENT DER ÖSTERREICHISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, HATTE EINST GEMEINT.

Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts.

Und so ist auch das Budget einer jeden Institution das in Zahlen abgebildete Programm. Dieses Programm „Forschung“ hat in unserem Lande seit der Jahrtausendwende eine bemerkenswerte Entwicklung genommen und zu einem Aufholprozess geführt, der uns in die Position eines Innovation-Followers gebracht hat. Bis zur Wirtschaftskrise im Jahr 2008 waren wir auf gutem Weg hin zum erklärten Ziel der Europäischen Kommission, bis 2010 einen Anteil von 3% des BIP in Forschung zu investieren.

In der darauffolgenden Phase der Stagnation hatte der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Herr Prof. Jürgen Mittelstraß, im Rahmen einer der  Alpbacher Technologiegespräche wahre Worte gefunden: „Wenn die Zeiten schlechter und die Ressourcen daher knapper werden, reagieren Lebewesen ganz natürlich mit dem Absenken fast aller Körperfunktionen. Eine Funktion bleibt jedoch stets erhalten, nämlich die Versorgung des Gehirns mit Blut und somit Sauerstoff. Und das sollte wohl auch für Forschung und Bildung eines Landes Gültigkeit haben.“ Wirtschaftliche Erholung ist schaumgebremst wieder eingetreten und seit einigen Jahren geht es wieder aufwärts, sodass mittlerweile das o.a. EC-Ziel erreicht ist. Und unser Land hat sich selbst zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 1% mehr für Forschung relativ zum Stand 2008  zu investieren, was zum Ziel von 3,76% geführt hat. Das ist eine durchaus sportliche Ansage, die nun auch konsequent verfolgt werden sollte.

VON DER NOTWENDIGKEIT DER GRUNDLAGENFORSCHUNG

Anleihe kann dabei erneut am Land Steiermark genommen werden, das sich österreichweit vorbildhaft bereits jetzt auf 4,6% des BRP hochkatapultiert hat und so im absoluten Spitzenfeld aller europäischen Regionen liegt. Dass dabei Industrie und Wirtschaft etwa 70% zu den gesamten Forschungsaufwendungen beitragen, sei beeilend hinzugefügt. Und so erfreut sich unsere österreichische Forschungsförderungslandschaft einer sehr soliden finanziellen Budgetierung, was den Bereich der angewandten Forschung betrifft. Die Grundlagenforschung hat dagegen punkto Finanzierung noch sehr viel „room for improvement“. Die wirtschaftlichen Erfolge der Grundlagenforschung haben naturgemäß  einen langen Atem und beinhalten das intrinsische Element des kalkulierten Risikos. Wer jedoch zu wenig in Grundlagen investiert, der wird sehr bald nichts mehr anzuwenden haben. Daher ist gerade im Bereich der Grundlagenforschung der allzu oft vernommene, reflexartige und laute Ruf nach dem „return on investment“ gänzlich fehl am Platz.

Und somit muss an dieser Stelle an die hohe Politik eindringlich appelliert werden: bitte erkennt die tragende Bedeutung der Grundlagenforschung für unser Land und scheut keine Anstrengung eine Finanzierung zu erreichen, die sich an internationalen Vorbildern orientiert. Ich hoffe, Ihr habt das Rufzeichen auch gehört!

Wenn dann auch noch der finanzielle Input für Wissenschaft und Forschung durch einen wissenschaftlichen Output auf gleicher Augenhöhe beantwortet wird, dann sind wir endgültig auf Erfolgskurs und als attraktiver Wissenschaftsstandort in der Welt angekommen. Ein Wissenschaftsstandort, der nicht den fehlgeleiteten Ehrgeiz entwickelt, thematisch flächendeckend exzellent zu sein (denn diesen Anspruch zu erfüllen, vermag kein Standort und schon gar nicht ein relativ kleines Land wie Österreich), aber ein Wissenschaftsstandort, der in einigen Bereichen tatsächlich Weltspitze ist und gleichzeitig eine sehr gute Gesamtplattform von Bildung und Forschung vorweisen kann. Ein Wissenschaftsstandort, der darüber hinaus zahlreiche Attribute besitzt, die attraktiv sind für hervorragende Wissenschafter/innen und für innovative Industrien gleichermaßen.

Wir müssen nur wollen und diesen unseren erklärten Willen auch verständlich artikulieren, konsequent verfolgen und einen aufrechten Gang pflegen, der nicht Übermut kennt, wohl auch nicht Demut, sondern von Mut getragen ist. Und diesen unseren Mut in beide Hände nehmen, das sollten wir alle gemeinsam tun – zum Wohle unseres Landes, seiner Gesellschaft und seiner Zukunft.

 

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