Interview mit Günther Apfalter – „Wirtschaft“ als verbindliches Schulfach

Über eine Bildungsreform spricht man schon seit mehr als 20 Jahren. Wie sehr tangiert das die Industrie?

Im 20. Jahrhundert ging es noch darum, Fachkräfte zu finden, die bestimmten Anforderungsprofilen entsprachen. Heute ist das Geschäft unvorhersehbar und wesentlich komplexer. Das eigene Fachwissen kann morgen schon nicht mehr zeitgemäß sein. Mit der Flexibilisierung der Fabrik geht eine Flexibilisierung der Anforderungen an die Mitarbeiter einher. Statt Routine ist Anpassungsfähigkeit gefragt. Was standardisiert werden kann, wird zunehmend von Maschinen verrichtet werden. Wo es dagegen um neue Wege geht, ist der Mensch mehr denn je gefragt.

Können wirklich 25% der jungen Leute nicht rechnen, lesen und schreiben?

Das bekommen wir bei Magna so nicht mit. Natürlich sind nicht alle Bewerbungen einwandfrei, aber diese Zahl können wir nicht bestätigen. Im Schnitt stellen wir 2,5 von zehn Bewerbern ein. Wichtig ist uns vor allem die Qualifizierung, die schließlich bei uns erfolgt.

Fällt auf, dass in unserer sogenannten zivilisierten Gesellschaft Worte, wie „Grüss Gott“, „Auf Wiedersehen“, „Danke“, „Bitte“, aber auch Disziplin und Pünktlichkeit fehlen, oder ist das doch überzeichnet?

Das ist überzeichnet. In den Bewerbungsgesprächen treffen wir auf viele nette, junge Leute. Neben Umgangsformen ist uns aber auch wichtig, dass das Mindset der Mitarbeiter passt.

Wie steht es um die Lehrlingsausbildung?

Zum Teil braucht es Verbesserungen. Wir brauchen Mitarbeiter, die selbst wie Unternehmer denken. Ein besseres Produkt kostengünstiger herzustellen, ist in jedem Fall der erfolgreichste Weg, seinen Arbeitsplatz zu erhalten. Wichtig ist uns dabei auch, dass unsere Azubis gerne zur Schicht kommen.

Alle Politiker sprechen von „Lehre wieder attraktiver machen“ – aber wie?

Wir versuchen die Lehrausbildung attraktiv zu machen, indem wir jeden Mitarbeiter vom ersten Tag einbinden und ernst nehmen. Daneben sind finanzielle Anreize wichtig, deshalb beteiligen wir unsere Mitarbeiter auch am Unternehmenserfolg. Mit diesem Zusammenspiel wird auch die Lehre wieder attraktiv – zumindest in unseren Augen.

Welche Rolle könnte die Industrie bei einer Verbesserung der Ausbildung spielen? Stichwort Public-Private-Partnership.

Indem sie eigene Programme ins Leben ruft. Wir fänden z. B. Austauschprogramme zwischen unterschiedlichen Unternehmen eine sehr gute Idee.

Technikermangel – Soll und kann der Staat hier gegensteuern?

In den vergangenen Jahren hatten wir in der Produktion von Magna Steyr Ups und Downs. Letztlich haben wir aber immer die Leute bekommen, die wir auch gebraucht haben. Und im Zweifel bringen wir sie dann selbst auf Facharbeiter-Level.

Wäre es sinnvoll „Wirtschaft“ an der Schule zu unterrichten?

„Wirtschaft“ als verbindliches Schulfach wäre sicherlich für viele Unternehmen, und auch für die Berufseinsteiger selbst, hilfreich. Vor allem im Hinblick auf das Verständnis für Zusammenhänge oder unternehmerisches Handeln. Im Hinblick auf die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen und freiwilliges gesellschaftliches Engagement brauchen wir nach wie vor auch dringend Sozialwissenschaftler.

Sind wir innovativ genug? Kann man „Innovation lernen“? Lässt sich Innovation durch Schul- und Unireformen oder durch Förderprogramme herbeiregieren?

Innovationen sind der Schlüsselfaktor für wirtschaftliche Entwicklung und Unternehmenserfolg. Herbeiregieren lassen sie sich selbstverständlich nicht, Unternehmen können aber Anreize geben, um die richtigen Bedingungen zu schaffen. Ein reger Austausch mit Mitarbeitern, regelmäßige Schulungen, eine Zusammenarbeit mit Start-up-Unternehmen, Kontaktpflege mit Unis und vor allem die Talentförderung der eigenen Mitarbeiter machen Innovationen möglich.

 

Günther Apfalter kommt aus Linz, ist studierter Agrarökonom und begann seine berufliche Laufbahn 1985 bei der Steyr Daimler Puch AG, wo er bald den Geschäftsbereich für Landmaschinen überhatte. Einige Jahre arbeitete er in führender Funktion bei CASE Landmaschinen bis er 2001 bei Magna als Executive Vice President und Vorstandsmitglied bei Magna Steyr Powertrain und Magna Drivetrain begann. Seit 2007 ist er President von Magna Steyr, seit 2010 President Magna International Europe, wo er für 45.000 Mitarbeiter und 15 Mrd USD Umsatz verantwortlich ist. Günther Apfalter ist verheiratet, hat drei Kinder und liebt es auf Berge zu gehen.

 

 

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