Pragmatisch, mit Tendenz zur Resignation

Ich gestehe, ich bin nicht Brüssel. Ich war Charlie, und ich war Paris – Brüssel bin ich nicht mehr. Denn ich war auch schon nicht Ankara und auch nicht Istanbul. Stattdessen stelle ich erschrocken fest, dass der Prozess der Abstumpfung auch bei mir bereist eingesetzt hat und der Schock und die Empörung einem Pragmatismus gewichen sind. Das ist beunruhigend, denn ich bin sicher, ich bin mit dieser Gefühlslage nicht allein. Ein bisschen komme ich mir schäbig vor. Es ist wie es ist. Ich bereite mich eher darauf vor, demnächst Berlin oder Frankfurt zu sein. Pragmatisch und leicht resigniert.

Mein erster Gedanke galt an diesem Dienstagmorgen dennoch all den Eltern, die jetzt gerade versuchen, ihre Kinder zu erreichen, die auf dem Weg zur Schule sind. Und den Kindern, die sich fragen, ob ihre Eltern wohl in der U-Bahn saßen. Vermutlich war das Handynetz wegen Überlastung nicht zuverlässig. Quälende Minuten, vielleicht Stunden für manche, bevor sie ihre Lieben in Sicherheit wussten. Aus Sicht einer Mutter stelle ich es mir grausam vor, wie es sein muss, zu bangen und zu hoffen bis endlich eine erlösende Nachricht kommt.

ES IST EINFACH PRAGMATISCH

Mein  zweiter Gedanke nach der Nachricht der Attentate in Brüssel war: Dann müssen wir die Klassenfahrt unseres Sohnes nach Paris doch absagen. Ja, ich werde die Wochenendfahrt unseres 16-jährigen für ihn streichen und ich bin sicher, ich werde nicht die einzige Mutter sein, die jetzt noch mehr Bedenken hat, als vorher sowieso schon im Raum standen. Es tut mir ein bisschen Leid für die Kids, denn ich erinnere mich an meine Chorfahrt nach Paris. Damals war ich 15, wir sind ausgebüchst meine Freundin Ilona und ich, und haben zu Fuß den Eifelturm erklommen. Wir fühlten uns frei und großartig, es war ein echtes Erlebnis und ich nehme es gerade meinem Sohn. Ich kann es nicht verantworten,  ihn derzeit als Teenager in Kleingruppen durch Paris ziehen zu lassen, ich habe kein gutes Gefühl dabei. Es ist einfach pragmatisch.

In den Medien höre ich mir jetzt Floskeln an, die ich schon mehrfach gehört habe und deswegen nicht mehr ernst nehmen kann, wenn daraus nicht auch Taten folgen: Das Herz Europas sei getroffen, unsere Freiheit, wir  alle seien gemeint, die westliche Zivilisation, „unsere Werte“. Es wird großspurig verkündet, dass wir uns nicht ändern wollen, dass wir weiter leben wollen wie bisher. Dass wir uns selbstverständlich nicht einschüchtern lassen wollen.

WIR WOLLEN INS KINO GEHEN, IN DIE DISCO, MINIRÖCKE TRAGEN UND FEIERN. THEORETISCH JEDENFALLS.

Und ja, ich bin auch der Meinung, dass wir unseren Lebensstil nicht ändern sollten, dass wir jetzt erst Recht weiter machen sollten. Genau so habe ich es nach dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo formuliert.

Keinen Millimeter sollten wir zurückweichen. Aber ich bin auch nicht blöde und ich bin auch nicht lebensmüde und deswegen ist vernünftiger Schutz und Vorsicht nicht das Gegenteil von Standhaftigkeit in der Sache, sondern die logische Konsequenz.

100-PROZENTIGE SICHERHEIT GIBT ES NICHT

Und deswegen reicht es mir nicht, wenn mir die Politik nun erzählt, 100-prozentige Sicherheit gäbe es nicht, ich möchte dazu auch ein Sicherheitskonzept, das mich überzeugt. Ich weiß schon bald nicht mehr, was ich dazusagen soll, wenn man doch so vieles schon weiß, ohne dass es je große Konsequenzen oder einen Wechsel der Politik gegeben hätte.

Heute erfahren wir, dass die jetzt gesuchten Verdächtigen schon im Herbst in Deutschland und in Ungarn waren. Und wir wissen es genaugenommen nicht erst seit heute. Heute wissen wir, dass im berüchtigten Brüsseler Stadtteil Molenbeek hunderte von gewaltbereiten Islamisten leben. Auch das wissen wir schon lange. Und? Hat es etwas geändert? Hat Europa darauf reagiert? Haben wir angesichts von grenzüberschreitendem Terrorismus Belgien gedrängt oder geholfen, etwas dagegen zu tun?

EIN BISSCHEN KRIEG SPIELEN…

Wir wissen auch in Deutschland wo sie sind. Die Islamisten, die Syrienrückkehrer, die dort beim IS ein bisschen Krieg spielen wollten. Die Polizeigewerkschaft weist seit Monaten darauf hin, dass sie personell nicht dazu in der Lage ist, diese Herrschaften im Auge zu behalten. Schon nach 9/11 wussten wir, dass Deutschland offenbar ein gemütlicher Rückzugsort ist, in dem man weitestgehend unbehelligt agieren kann. Und? Hat es irgendetwas verändert?

Wir sind im Krieg titelt heute die Bild-Zeitung, dafür geht das Leben hier aber ziemlich ruhig weiter. Denn wenn wir im Krieg sind, ist Verteidigung angesagt. Schon nach den Anschlägen in Paris, als wir nach den reflexartigen Forderungen, jetzt aber bitte die Attentate nicht mit der Flüchtlingspolitik in Verbindung zu bringen, dann doch zu den Fakten kamen, dass Terroristen auch  unbehelligt quer durch unser Land gefahren waren, saß ich vor dem Fernseher und habe gedacht: Jetzt müssen sie doch wenigstens anfangen die Grenzen zu kontrollieren. Wenn nicht jetzt, wann dann? Passiert ist es nicht. Heute erfahren wir wieder, dass einer der Täter von Brüssel offenbar auch schon im September 2015 durch Deutschland reiste, aus Ungarn.

ICH GEBE GERADE DIE ZUVERSICHT IN DIE FÄHIGKEITEN UNSERES STAATES AUF, WEIL ER MICH OFFENBAR NICHT SCHÜTZEN KANN ODER NICHT WILL.

Ich gebe gerade die Zuversicht in die Fähigkeiten unseres Staates auf, weil er mich offenbar nicht schützen kann oder nicht will. Ich verlange keinen 100-prozentigen Schutz, denn in der Tat, das ist in einer freien Gesellschaft nicht zu haben. Aber die eigenen Grenzen nicht zu kontrollieren über Monate hinweg ist Leichtsinn in solchen Situationen und hat nichts mehr damit zu tun, dass etwas eben nicht möglich sei.  Der Polizei mache ich keinen Vorwurf, denn ich glaube, sie tut ihr bestes, aber wenn wir sie nicht ausstatten mit Personal, Zubehör und auch Rechten, die sie braucht, um im digitalen Zeitalter Terrorismus zu bekämpfen, dann kann sie mehr auch nicht tun.

Wir haben auch in Deutschland gewaltbereite Islamisten, wir wissen es. Wollen wir jetzt weiterhin zusehen, wie sich auch bei uns Stadteile wie Molenbeek entwickeln, wollen wir weiter zusehen, dass sich No-Go-Areas bilden, wollen wir Hassprediger in den Fußgängerzonen weiter dulden, oder wollen wir jetzt endlich mal was tun?

Ich habe keine Lust mehr auf die Diskussion, ob es etwas mit dem Islam zu tun hat oder nicht.

Weil ich nicht vorhabe Muslimen ihre eigene Religion zu erklären, das sollen sie unter sich klären, wie sie ihre eigenen Schriften interpretieren. Weil es auch egal ist, ob die Herren Islamisten ihre Morde im Namen von Allah oder des fliegenden Spaghettimonsters tun. Sie morden wahllos, sie respektieren unsere Regeln nicht und das sollte als Grund ausreichen, um gegen sie vorzugehen.

Und deswegen muss ich nüchtern feststellen, dass ich mich weder in Deutschland noch innerhalb von Europa derzeit sicher fühle und leider auch nicht das Gefühl habe, dass der Staat alles tut, was uns schützen kann und spontan auch nicht in der Lage wäre, selbiges zu leisten. Nein, ich werde mich jetzt übrigens nicht bewaffnen und ich bin froh um das Waffenverbot für Privatleute in Deutschland, aber ich frage mich: Wann wird unser Staat wieder dazu zurückkehren, sein Gewaltmonopol zu verteidigen? In der Zwischenzeit werde ich vorsichtig sein. Für mich und für meine Kinder.

WIR BRAUCHEN MONATE UM ZU ERKENNEN, DASS EIN PROBLEM EXISTIERT, BEVOR WIR MIT DER LÖSUNG BEGINNEN.

Denn ich habe keine Zeit darauf zu warten, bis sich etwas verändert. Ich lebe jetzt, ich muss meinem Beruf nachgehen, ich will Bahn fahren und meine Kinder wollen ausgehen. Ich bin es leid, dass wir immer Monate brauchen um erst einmal anzuerkennen, dass ein Problem existiert, bevor wir mit der Lösung beginnen. Bis heute wird im Zusammenhang mit den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln und anderen Städten hauptsächlich über die Frage diskutiert, ob man diese Übergriffe mit den unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen der Täter in Verbindung bringen darf. Wir diskutieren die Schuldfrage zwischen Polizei und Landesregierung in NRW.

Schuld sind aber in erster Linie die Männer, die sich an den Frauen vergriffen haben.  Um die müssen wir uns kümmern und ja, auch bei denen wissen wir offenbar schon lange, dass sie existieren, weil sie offenbar schon lange hier sind. Bis heute sehe ich nirgendwo ein Konzept auf einem Tisch liegen, wie wir zumindest jetzt allen Neubürgern im Land glasklar und eindeutig und sofort beginnend unsere Hausregeln mitteilen. Und die Missachtung ahnden. Ich warte darauf, in der Zwischenzeit häufen sich die Erzählungen von Freundinnen aus zahlreichen Städten Deutschlands, dass die Anmachversuche, verbalen Übergriffe und Angstsituationen im öffentlichen Raum angestiegen sind.

LETZTE WOCHE HABE ICH MICH FÜR EINEN SELBSTVERTEIDIGUNGSKURS ANGEMELDET.

Mich und meine 17-jährige Tochter.  Auch das ist einfach Pragmatismus. Ich reise viel, ich bin ständig nachts auf Bahnhöfen, ich fühle mich nicht mehr sicher und die Polizei kann nicht überall sein.  Ich möchte auch, dass unsere Tochter sich zu helfen weiß, die gerade erst anfängt das Nachtleben zu erforschen, die reisen will und frei sein will. Ich möchte sie nicht einsperren und deswegen zahle ich jetzt verdammt viel Geld für einen guten Wochenendkurs, damit ich sicher bin, zumindest von meiner Seite alles getan zu haben, damit sie gerüstet ist, für unsichere Zeiten und Idioten, die ihr an die Wäsche wollen. Denn auch sie hat keine Zeit zu warten, bis unsere Politik endlich begreift, dass wir etwas tun müssen.

 

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